Viel Aufwand für nichts – nur Frust bleibt

Am Samstag hätte im Tägerhard die Finalrunde des grössten Schweizer Nachwuchs-Musikfestivals der Schweiz stattfinden sollen. Einen Schuldigen für die Absage gibt es wohl nicht.

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Tägi Wettingen

Tägi Wettingen

Aargauer Zeitung

Matthias Wäckerle

«Das Jugend- und Bandfestival lockt über 15 000 Jugendliche aus der ganzen Schweiz an die Vorrunden und an die Finalrunde. Lasershows, zwei Bühnen und eine Finalveranstaltung mit bis zu 3000 Gästen im Tägerhard»: Wer den Pressetext zum Jugend- und Bandfestival liest, dem bleibt der Mund offen stehen. Dass Immenses geplant war, kann mit Christian Schlegel auch einer der Hauptorganisatoren des Festivals bestätigen.

Riesigen Aufwand betrieben

«Von über 100 Nachwuchs-Bands sowie 50 Show-Tanzgruppen hatten wir bereits die Zusage», betont Schlegel. «Es waren Partnerschaften mit mehreren namhaften und finanziell starken Unternehmen unter Dach und Fach, Deals mit öV und Medienorganisationen waren abgeschlossen, die Oberstufen und Kantonsschulen Baden und Wettingen hatten ihre Unterstützung zugesichert, ein zweistelliger Betrag der Kulturförderung war zugesprochen, die knapp 25 Vorrunden in Aarau und Siggenthal waren startbereit, sogar ein nationaler Popstar war bereits im Gespräch. Und dann im September 2008, nur eine Woche vor PR-Start, mussten wir das Ganze wieder abblasen».

Die Enttäuschung sitzt auch mehrere Monate nach dem Ende des ehrgeizigen Projekts noch tief. Zusammen mit 14 weiteren Jugendlichen aus dem ganzen Kanton habe er das Festival ehrenamtlich und neben Schule und Arbeit organisiert, gibt der 22-Jährige Auskunft. Weiter seien unter anderem eine Sicherheits- sowie eine Werbefirma konkret ins Konzept eingebunden worden. Um Professionalität zu garantieren, habe man sich dabei bewusst an Leute mit Erfahrung im Bereich Event-Management gewendet und sie ins Team geholt.

«Verträge sind halt Verträge»

«Für seinen Tatendrang und seinen Mut habe ich ihn stets bewundert und das Vorhaben in der Versammlung aus diesem Grund immer unterstützt», sagt auch Roland Kuster, der das Scheitern des Anlasses als Wettinger Gemeinderat hautnah miterlebt hatte. «Der Elan dieser jungen Leute hat mich wirklich positiv überrascht», aber Verträge seien eben Verträge, so Kuster weiter. Und Herr Maier, der Chef des Gastronomiebetriebs im Tägerhard, sei ja ein vernünftiger Mensch und durchaus für Kompromisse bereit gewesen. Dass es am Schluss dann doch nicht geklappt habe, sei tatsächlich äusserst bedauerlich, jedoch hätten sich das die jungen Veranstalter auch ein wenig selbst zuzuschreiben.

«Angefangen haben die Probleme im vergangenen Herbst», erklärt Veranstalter Schlegel. Bei der Planung des finalen Abends im Wettinger Tägerhard traten Ungereimtheiten auf. «Dabei bestand der lokale Wirt darauf, die Gastronomie auch an unserem Anlass selber durchführen zu können. Für uns war dies aber, aufgrund bereits abgeschlossener Verträge mit Grosslieferanten, einfach nicht möglich.» Eine vom Gemeinderat ausgehandelte finanzielle Entschädigung des Wirtes sei horend und für sie schlichtweg nicht zahlbar gewesen. Zudem «wäre das ja auch einer Zweckentfremdung der Kulturgelder» gleichgekommen. Und dass am Ende, nachdem sie die monatelange Arbeit auf sich genommen hatten, ein anderer «abgesahnt hätte», das wäre ja auch nicht fair gewesen.

«Nach all dem Theater die Nase ziemlich voll»

Neben dem Tägi hätten die Organisatoren auf die Schnelle auch noch andere potenzielle Plätze für die Finaldurchführung geprüft. Aufgrund von Lärmklagen sowie nötigen Baubewilligungen für Bühnen konnte leider aber auch nach intensiver Suche keine Alternative gefunden werden. «Wir haben wirklich alles versucht, aber es war einfach nirgendwo anders möglich», erläutert Schlegel. Und irgendwie verstehe er ja Herrn Maier schon, andererseits hätte aber doch mehr machbar sein müssen.

Maier selbst war in den letzten Tagen für eine Stellungnahme nicht verfügbar. Einen Schuldigen für das Scheitern gibt es wohl aber nicht. Was bleibt, ist ein rund 2000-fränkiger Porto- und Papierschaden sowie das Bedauern, ein sinnvolles und dabei vorbildlichst organisiertes Projekt von und für die Jugend verloren zu haben. Ob sie je wieder etwas Ähnliches organisieren würden, glaube er nicht, so Christian Schlegel zum Schluss des kurzen Gesprächs. Abwesend zuckt er mit den Schultern und schaut auf den Boden. Die meisten Beteiligten hätten nach all dem Theater die Nase ziemlich voll. «Und Kohle von Firmen», so der ehemalige KV-Absolvent, «gibts in der heutigen Krise ja sowieso auch keine mehr.»