Vom Nachthäubchen aus zartester Baumwolle bis zum Voodoo-Zauber-Zubehör. Im Musée bizarre in Ennetbaden wurde der Nachlass von Professor Pilzbarth versteigert. Dabei kam allerlei Skurriles unter den Hammer.
Rosmarie Mehlin
Im Jahre 2000 hatten die Objektkünstlerin Margarethe Dubach aus Zürich und ihr Mann, der Psychiater Jürg Willi, im Gedenken an Professor Pilzbarth in Ennetbaden das Musée bizarre eingerichtet. Als hintergründige Persiflage auf die Forschungsgläubigkeit und den Machbarkeitswahn der Medizin ist das Museum eine spannende Mischung von liebenswertem Gruselkabinett und skurriler Märchenwelt. Im Verlaufe der Jahre hat sich Pilzbarths Nachlass zunehmend vergrössert, und so ist es denn Zeit geworden, einige Erinnerungsstücke an den Arzt, der Menschen in Tiere verwandelte - und bei Bedarf wieder retour -, weiterzugeben.
Im Anschluss an die erste Generalversammlung des letztes Jahr gegründeten Vereins der Freunde des Musée bizarre war am Sonntagmorgen eine öffentliche Versteigerung anberaumt. Klein, aber fein waren ebenso die Gruppe der Bietenden wie das Angebot. 25 Erinnerungsstücke an Pilzbarth konnten ergattert werden, nur wenige fanden keinen Käufer. So etwa des Professors Zwicker-Sonnenbrille, obwohl sie - samt Etui - für 25 Franken zu haben gewesen wäre. Auch die Ente Hortensia - mit Fältchenbluse und filigranem Silberschmuck - blieb auf ihrem ausgestopften Bürzel sitzen. Aber der, mit allem Drumherum, war halt auch
mit einem Mindestgebot von 200 Stutz veranschlagt.
Bestickte Schürze, Nachthemd, Nachthäubchen und Unterhose (mit geklöppelter Spitze) von Pilzbarths Frau Johanna hingegen gingen weg wie frische Weggli. Ein aufwändig gearbeitetes Voodoo-Amulett gegen den bösen Blick und weitere böse Dinge brachte 60 Franken ein, eine Milchkaffeekanne aus Johannas Heimat Wien gar 100 Franken: Mit Trennwand in ihrem Porzellaninnern wird auf der einen Seite der Kaffee, auf der anderen die Milch eingefüllt und ausgegossen wird das Gemisch genau halbe-halbe.
Vom Banker zum Leoparden
Mit 20 Franken war eine silberne und neuwertig wirkende Sackuhr - ein Geschenk von Pilzbarths Patienten Ivan Rubroff - angeboten. Für 70 Franken wurde sie schliesslich ergattert. Am meisten Gewinn brachten zwei Figuren ein, die beide von anfänglich 30 auf letztlich 110 Franken hinauf geboten wurden. Einerseits ein etwas 15 Zentimeter langer roter Leopard mit goldenen Tupfen und schwar-zer Punker-Mähne - dem Vernehmen nach ein verwandelter Banker aus Zürich. Andererseits eine zierliche Spitzentänzerin mit Mäuschenkopf. Dabei soll es sich um die von Pilzbarth hoch verehrte Primaballerina Anna Pawlowa gehandelt haben, deren Verwandlung in einen süssen kleinen Nager dem Professor allerdings in Wirklichkeit nie gelungen war.