Kunst
Herzog & de Meuron: Der nächste Coup

Mit seinem vielfachen Bekenntnis zu Basel sorgt das Architekten-Duo Jacques Herzog und Pierre de Meuron für Überraschungen.

Simon Baur
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Jacques Herzog und Pierre de Meuron (links) in ihrem Archiv auf dem Dreispitz. In diesem kommt auch eine Fotosammlung unter.

Jacques Herzog und Pierre de Meuron (links) in ihrem Archiv auf dem Dreispitz. In diesem kommt auch eine Fotosammlung unter.

Daniel Nussbaumer

Nicht erst seit dem Bau des «Joggeli» ist die Fussballleidenschaft der Architekten Jacques Herzog und Pierre de Meuron und des Fotosammlers Peter Herzog bekannt. Anders als beim Fussball, wo es immer auch Verlierer gibt, gibt es bei Herzog und Co. diese Woche nur Gewinner. Was die «Schweiz am Sonntag» vermutete, haben die Architekten diese Woche bestätigt: Sie haben drei der vier Gerhard-Richter-Bilder «Verkündigung nach Tizian» dem Kunstmuseum Basel geschenkt.

Wie Jacques Herzog im Gespräch mit der bz erläuterte, wollten sie diese Information erst kommunizieren, wenn ihnen selbst klar sei, wohin die Reise mit dem «Jacques Herzog und Pierre de Meuron Kabinett» gehe, das diese Woche im Dreispitz-Areal den Medien vorgestellt wurde. So viele Kostenfaktoren auf einmal muss man auch verkraften können.

Fanal gegen «Staechelin-Schande»

Die Schenkung der Architekten lässt sich nicht nur als Bekenntnis zur Kulturstadt Basel sehen, sondern ist auch, wie Jacques Herzog unverblümt im Regionaljournal von Radio «SRF» bekannte, als Fanal gegen die «Staechelin-Schande» zu verstehen. Nicht nur die zahlreichen Modelle, die sich im neuen «Jacques Herzog und Pierre de Meuron Kabinett», eine gemeinnützige Stiftung, befinden, sollen in Zukunft dem Kunstmuseum zur Verfügung stehen, sondern auch die Hunderten von Zeichnungen der Architekten und ihre eigene Kunstsammlung, die wichtige Werke von Rémy Zaugg und der Fotografen Thomas Ruff, Andreas Gursky, Thomas Struth und anderen umfasst.

Doch damit nicht genug. Die Architekten holen auch Peter Herzog ins Boot. Die Fotosammlung, die der ältere Bruder von Jacques, zusammen mit seiner Frau Ruth, in Jahrzehnten zusammengetragen hat, umfasst rund 297 000 Bilder und ist weltweit einzigartig. Dazu gehörten auch die Fotografien aus der Pariser Werbeagentur «Éditions Paul-Martial», die im vergangenen Sommer im Kunstmuseum zu sehen waren und die Peter Herzog teils dem Museum verkaufte, teils schenkte.

Die Spezialität der Sammlung liege nicht in der Anhäufung bekannter Namen, sagt Peter Herzog, sie umfasst nebst unzähligen Highlights der Fotogeschichte auch speziell das interessante und verkannte Feld der Gebrauchsfotografie. Sobald sie, auch mithilfe von Peter und Ruth Herzog, wissenschaftlich erfasst und aufgearbeitet ist, wird sie entsprechend dem Willen des «Jacques Herzog und Pierre de Meuron Kabinett» in erster Linie dem Kunstmuseum zur Verfügung stehen. Mit dem Verbleib in Basel erfüllt sich nicht nur ein alter Traum von Peter und Ruth Herzog, die beiden Stiftungen machen Basel weltweit zu einem Zentrum der Fotografie. Aufgrund der neuen Situation hat die «Fondation Herzog» an der Leimenstrasse 20 eine Liegenschaft erworben, in der ab diesem Herbst nicht nur die grossartige Bibliothek untergebracht sein wird. Auch ein inhaltlich der Gesamtsammlung entsprechender «Nucleus» von 3000 Fotos aus dem Kabinett, wird dort bis zum Tod von Peter und Ruth Herzog bleiben, aufgearbeitet und zusammen mit Neuerwerbungen ausgestellt werden.

Zusammenarbeit geplant

Die Fondation Herzog plant eine Zusammenarbeit mit verschiedenen Institutionen, Museen und Universitäten. So auch mit Ralph Ubl, dem Ordinarius für Neuere Kunstgeschichte der Basler Universität und mit dem nationalen Forschungsschwerpunkt «Eikones». All diese Projekte erinnern von der Konzeption her an die Ausrichtung der Emanuel Hoffmann-Stiftung. Jacques Herzog und Pierre de Meuron sagen aber, dass sie die Hoffmann-Stiftung zwar als Vorbild sähen – gerade auch unter ihrer heutigen Präsidentin Maja Oeri –, sich aber nicht mit ihr messen könnten und wollten. Übrigens sei Maja Oeri über den Erwerb der Fotosammlung Herzog informiert worden und freue sich über den Verbleib in Basel.

Nicht nur sie, auch wir freuen uns. Der FCB hat zwar letzte Woche gegen Sion den Cupfinal verloren, doch nun haben wir den «Herzog & de Meuron-Cup».