Raubkunst
Gurlitts Familie macht mit der Rückgabe vorwärts – und Bern schweigt

Die Familie Gurlitt demonstriert, wie sie mit Raubkunst umgehen will. Sie hat einen Rückgabevertrag aushandeln lassen mit einem bekannten Pariser Galeristen. Doch es gibt einen Haken dabei.

Sabine Altorfer
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Der Matisse der Familie Rosenberg. (Ausschnitt)

Der Matisse der Familie Rosenberg. (Ausschnitt)

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Wann werden endlich die als Raubkunst identifizierten Werke den rechtmässigen Erben zurückgegeben? Bei einigen Bildern des Gurlitt-Erbes ist nämlich klar, dass sie ihren jüdischen Besitzern geraubt wurden, die Erben sind gefunden – und trotzdem sind die Werke noch immer beim Nachlassverwalter in München. Das stört die Verwandten von Cornelius Gurlitt, insbesondere Cousine Uta Werner, die das Testament von Cornelius Gurlitt zugunsten des Kunstmuseums Bern anficht.

Sie ist nun aktiv geworden und hat einen Rückgabevertrag aushandeln lassen und am Mittwoch unterschrieben. Und zwar mit den Nachkommen des Pariser Galeristen Paul Rosenberg, dem die Nazis die wertvolle «Sitzende Frau» von Henri Matisse gestohlen hatten. Die Familie wolle ein Zeichen setzen, sagte ihr Sprecher Thomas Pfaff – und sie wolle vor allem zeigen, dass sie es mit der Restitution ernst meine.

Der Haken

Doch wie immer im Fall Gurlitt gibt es auch hier einen Haken: Die Familie Gurlitt hat gar nicht das Recht, über das Bild zu verfügen, solange nicht entschieden ist, wem das Erbe gehört. «Die Restitution könnte aber innerhalb von Tagen erfolgen, wenn alle Parteien dem Vertrag zustimmen», erklärte Pfaff am Mittwoch der «Nordwestschweiz». «Die Anwälte von Frau Werner haben der Bundesregierung und dem Kunstmuseum Bern heute den Vertragstext geschickt mit der Einladung, dem Vertragswerk ebenfalls beizutreten.» Und wie reagiert man in Bern auf die Offensive der Familie? Man schweigt. Weiss man vom Vertrag? «Kein Kommentar», lässt Stiftungsratspräsident Christoph Schäublin ausrichten.

Auch Händler Kornfeld schweigt

Geschwiegen wird in Bern im Moment nicht nur im Kunstmuseum. Sondern auch im Auktionshaus Kornfeld. Die «Süddeutsche Zeitung» konnte mithilfe von Briefen aus dem Nachlass Gurlitt belegen, dass Eberhard W. Kornfeld über Jahrzehnte und für mehrere hunderttausend Franken Bilder für Cornelius Gurlitt verkauft hatte. Möglicherweise gar unter Umgehung von Zoll- und Steuervorschriften. Handelsbeziehungen in dieser Grössenordnung hatte Kornfeld bisher immer bestritten.