Die herausragende Sammlung alter Drucke im Dominikanerkloster von Colmar wird für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Eine bedeutendere Sammlung uralter Drucke als in Colmar gibt es in Frankreich nur noch in der Pariser National Bibliothek. Zu den 2300 Inkunabeln, den ersten Drucken, zählt eine Bibel von Johann Mentelin, die 1460 gedruckt wurde. Das ist nur sechs Jahre später als die weltberühmte Gutenberg-Bibel.
Zur Colmarer Sammlung gehören 1600 Manuskripte. Alle werden ab November 2019 in der Bibliothek des restaurierten Dominikaner-Klosters zu sehen sein. Das neue Museum ist eine Ergänzung des erst vor zwei Jahren eröffneten Unterlinden-Museums. Für die Erweiterung neben dem Kloster zeichnete das Basler Architekturbüro Herzog & de Meuron verantwortlich.
Die Dominikaner waren 1260 von Strassburg, Freiburg im Breisgau und Basel nach Colmar gekommen. Ab 1300 begannen sie mit dem Bau ihrer Kirche sowie der dazu gehörenden Abtei und dem Kloster. Die Restaurationsarbeiten begannen im Juli 2018, beschränken sich aber auf Kloster und Kreuzgang.
Manche der Handschriften wurden vor Ort hergestellt und werden an der gleichen Stelle gezeigt. Für Rémy Casin, Leiter der Colmarer Bibliotheken, ist klar: «Das gibt es in dieser Form nirgendwo in Europa.» Bei der Baustellenbesichtigung betonte der bürgerliche Maire Gilbert Meyer, dass die Stadt nach dem Unterlindenmuseum schon wieder eine bedeutende Investition tätige. Von den Kosten von 16,2 Millionen Franken trägt Colmar rund die Hälfte. Er sagte: «Ich bin überzeugt, dass wir dadurch weiter an Attraktivität gewinnen werden.»
So ist die Bibliothek nicht nur für Forscher, sondern auch für Einwohner und Touristen gedacht. Die Sammlung, zu der auch Grafiken, Karten, Fotografien, Münzen und Bücher vom 17. bis zum 19. Jahrhundert gehören, umfasst knapp 340 000 Objekte. In einem nicht öffentlich zugänglichen Archivteil werden sie unter optimalen Bedingungen verwahrt. Teil des Projektes sind ferner Lese- und Studiensäle.
Der Museumsteil gliedert sich in die drei Teile: Manuskripte und das Monopol der Kirche, die Geburt der Buchdruckerei sowie der Triumphzug des Buches während der Aufklärung. Interaktive Vermittlungsformen sollen den Besucher im Museum begleiten.
Die Restaurationsarbeiten am denkmalsgeschützten Gebäude haben gut begonnen: Negative Überraschungen blieben bisher aus. «Der Dachstuhl ist gut erhalten», berichtete die Architektin Dorothée Rietsch. Die meisten der Bauteile seien aus dem 18. Jahrhundert mit Überbleibseln aus dem 15. Jahrhundert. «Wenn irgendmöglich verbauen wir Teile, die wir während der Aushöhlung gewonnen haben.»
Von den für die Region typischen Biberschwanz-Dachziegeln mussten allerdings 72 000 nachbestellt werden. Sie werden in Handarbeit von einem Spezial-Unternehmen in Lothringen produziert.