Aargauer bitten in Zürich zum Tanz

Das Aargauer Symphonie-Orchester macht beim «Sommerkonzert» in der Zürcher Tonhalle beste Werbung für die kommenden Opernabende in Hallwyl.

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Aargauer Zeitung

Christian Berzins

Was für ein schöner Blick hinauf auf das prächtige Podium der bestens ausgelasteten Zürcher Tonhalle: Aargauer Musiker, die miteinander scherzen, still für sich strahlen, ein letztes Mal gebannt das Solo durchgehen, alsbald sich voller Übermut unter der Leitung des Chefdirigenten Douglas Bostock in die Ouvertüre von Bedrich Smetanas Oper «Die verkaufte Braut» stürzten. Kein Wunder: Wie man sich bettet, so spielt man. Wer das Aargauer Symphonie-Orchester (ASO) noch nie in diesem Saal gehört hat, wo-hin man erneut vom Jugend-Theaterclub eingeladen worden war, kennt es nicht.

Vielleicht war der beschriebene Beginn der Ouvertüre etwas gar übermütig. Doch flugs war die Ordnung im Orchester gefunden. Alsbald wurden die Motivwege wundersam offengelegt. Beeindruckend, wie aufmerksam zwischen den Registern agiert wurde. Und erfreulich, wie klar die Intention Bostocks zu erkennen war.

Es ist Schicksal vieler Klassik-Gassenhauer, dass sie von jedem Wunschkonzert-Hörer spielend rückwärts gepfiffen werden können, der Konzertgänger diesen Werken heute aber kaum mehr begegnet. Gross war am Montag die Spannung, als in der Tonhalle endlich wieder einmal Max Bruchs 1. Violinkonzert, dieser vermeintlich abgespielte Inbegriff deutscher Romantik, zu hören war.

Mit Tatsuo Nishie hatte das ASO einen jungen Solisten verpflichtet, der in Japan Karriere macht. Er kostete zu Beginn jeden Ton prachtvoll aus, ohne allerdings viel an den Zug nach vorne zu denken, was sich allerdings bald änderte. Auch die Liebe zu einzelnen Tönen - zu Effekten oder «schönen Passagen» - nahm nun ab, was auch daran lag, dass Nishies dynamische Palette nicht eben überreich ist. Schön allerdings, mit welch inniger Schlichtheit er den zweiten Satz meisterte.

Mit Felix Mendelssohns 4. Sinfonie knüpfte das ASO nach der Pause an den Schwung der Smetana-Ouvertüre an. Hier war deutlich und eindrücklich zu hören, wie Douglas Bostock seine - durchaus auch mal eigenwilligen - Ideen ins Orchester einbringt. Die so genannt «Italienische» sollte nicht als schmuckes Sommerlüftchen erscheinen, sondern eine grosse Sinfonie werden. Die Wechsel von schattenhafter Leichtigkeit und prächtiger Klangentfaltung gelangen bestens.

Mit dem als Zugabe gespielten «Sprungtanz» aus der «Verkauften Braut» machte das ASO vor grossem Publikum beste Werbung für die kommenden Aufführungen der Smetana-Oper auf Schloss Hallwyl (ab 24. Juli). Die Soli korrespondierten mit dem Tutti, der Gesamtklang war ASO-eigen - nämlich mutig und frisch.

Ganz anders der Eindruck von der zuvor gespielten Ouvertüre zu «La gazza ladra». Zum Glück spielt man in Hallwyl keine Oper von Gioacchino Rossini.