Startseite
Kultur
Buch Bühne Kunst
Das Strassenmusikfestival Buskers ist zu Ende. Was bleibt, ist die Erinnerung an drei Tage voller Leben in der Berner Altstadt, an neue Musik und an ein furchterregendes Pferd.
Katharina Schwab
Wenn von überall her in der unteren Altstadt Musik ertönt, wenn Essensdüfte aufsteigen und wenn Tausende von Menschen durch die Gassen flanieren und in ihrem Programmheft blättern, dann ist wieder Buskers, das Berner Strassenmusikfestival. Vom lauen Sommerabend bis zu Gewitter und Hagel - das diesjährige Festival war wettertechnisch durchzogen. Was sich den Besuchern von Donnerstag bis Samstag präsentierte, war aber alles andere als durchzogen: Die Musiker und Künstler zeigten ihr Können, und die Zuschauer dankten es ihnen mit Applaus und Münzen, die in den Hüten klimperten.
Am ersten Abend bringen die Jungs von «Sheelanagig» die Masse zum Tanzen. Ihre Musik - eine Mischung aus Folk, Jazz und Gypsy - verbreitet ausgelassene Stimmung beim Publikum, und der typisch britische Humor lässt nicht auf sich warten.
Das Dorf der Verrückten
Auf dem Münsterplatz ist während des Buskers das Dorf der Verrückten angesiedelt. Ein irres Treiben ist zu sehen und hören. In der «Robotic Peepshow» sorgt ein Roboter-DJ für die Musik hinter den Plattentellern, während sich die anderen zwei Roboter lasziv an den Stangen räkeln. Weniger zweideutig sind die Spielzeuge der «Guixot de 8» aus Spanien. Sie sammeln, was andere wegwerfen, und entwerfen daraus ihre einzigartigen Spielzeuge. Kinder und Erwachsene versuchen ihr Glück und testen ihre Geschicklichkeit. Nebenan hat der «Doghead» sein «Pferd» - ein umfunktioniertes Motorrad - platziert. Mit Augen, Hufen, einem langen Schwanz, Öl und Benzin in den Adern reitet sein Erbauer mit ihm durch die Gassen und lässt staunende Menschen zurück.
Ruhiger ist der Auftritt von Singer/Songwriter Gus MacGregor. Auf seiner Gitarre spielt er Lieder, die zum Träumen anregen. Seine Melodien und Texte verkörpern die Sehnsucht nach der Ferne, nach verflossener oder noch kommender Liebe; auf natürliche Art und ohne kitschig zu werden. Gus MacGregor lässt seine Zuhörer zur Ruhe kommen, bevor sie sich wieder ins Getümmel stürzen und die nächste Attraktion aufsuchen.
Gut 80 000 Besucher
Eine solche Attraktion ist «The Box». Eine Mischung zwischen Beatbox, Jonglage und Komik bekommen die Zuschauer hier zu sehen. Nachdem der Beatboxer Babygeschrei nachahmt und es mit einem Gutenacht-Lied beruhigt, fängt tatsächlich ein Kleinkind an zu schreien. Die zwei Herren aus Biel geraten kurz aus dem Konzept und müssen schmunzeln - das gehört eben auch zur Strassenkunst.
Um Mitternacht wird es ruhiger in den Gassen, Instrumente werden weggeräumt und Zapfhahnen gesäubert. Wer jetzt noch nicht nach Hause will, kann im Buskershaus im Kornhaus weiterfeiern. Der letzte Auftritt gehört «Sheelanagig»: Feuerwerkartig beenden sie das heurige Buskers, das laut Organisatoren von 80 000 bis 100 000 Menschen besucht wurde.