Fotografie der Kontraste - Blauer Himmel geht gar nicht

Ihre Bilder sind ausschliesslich hochformatig, quadratisch und schwarz-weiss. Die St.Gallerin Johanna Moehr zeigt aktuell ihre mystisch-düsteren Fotografien, die sich mit Stille und Lärm beschäftigen, in der Galerie vor der Klostermauer.

Philipp Bürkler
Drucken
«Bei Streetfotografie bin ich hellwach unterwegs.» (Bild: Urs Bucher)

«Bei Streetfotografie bin ich hellwach unterwegs.» (Bild: Urs Bucher)

Die Galerie vor der Klostermauer ist wohl die kleinste ihrer Art in St. Gallen. Zwei kleine Räume, jeder nur wenige Quadratmeter gross. Und der Kontrast könnte mit den schwarz-weissen Fotografien von Johanna Moehr zurzeit nicht deutlicher sein. Neben dem betonten schwarz-weiss Kontrast geht es in ihren Arbeiten auch um den Gegensatz von laut und still, Stadt und Land, Natur und Mensch. Ein lautes Stadtfoto neben einem leisen Landschaftsbild: «Laut – Stille» ist das Thema der aktuellen Ausstellung. «Der Mensch macht Lärm, die Welt an sich, die Natur ist leise», sagt Johanna Moehr, die sich 2013 selbstständig gemacht hat.

«Praktisch 99 Prozent meiner Bilder sind ohne Farbe», sagt Moehr. Für viele Menschen sei ein Sonnenuntergang ohne Farbe undenkbar. Genau das reizt die Fotografin jedoch. «Ich gehe mit einem schwarz-weissen Blick durch die Strassen und Landschaften.» Sie stelle sich die Bilder und ihre Schattierungen bereits im Kopf vor, bevor sie den Auslöser drücke. Sogar ihre Digitalkamera sei auf schwarz-weiss eingestellt. «Wenn man bei einem Bild die Farben weglässt und es immer noch wirkt, ist es ein gutes Bild.»

Die richtigen Lichtverhältnisse

In der Ausstellung zeigt Johanna Moehr einerseits Strassenfotografien in Wien oder Edinburgh, Bilder in einer lärmigen Umgebung also. «Bei Streetfotografie konzentriere ich mich jeweils auf ein Sujet oder ein Thema, beispielsweise Architektur, Menschen mit Hüten oder Handys oder Licht und Schatten.» Den Fokus auf alles zu richten, sei schlicht weg zu überfordernd und nicht zielführend. Auf der anderen Seite zeigt sie stille Fotografien in der schottischen Landschaft. Burgen mit dunklen Vögeln oder eine Strasse, die neben einem abgelegenen Haus ins Nirgendwo führt.

«Ich war im kalten Winter drei Wochen auf Fotoreise in Schottland mit einem Wohnmobil».

In ihren Bildern gibt es fast überall Wolken, Regen oder Sturm. Der Sommer 2018 sei schlecht gewesen für sie, zu viel blauer Himmel. «Ich mag es in den Bildern lieber, wenn es stürmt, blitzt, donnert, schneit und hagelt. Ich freue mich auf den Herbstnebel.» Die richtigen Lichtverhältnisse für Johanna Moehr.

Johanna Moehr: «Laut Stille», Galerie vor der Klostermauer; bis 18.11. Sonntagsapéro: 4.11. ab 11 Uhr. klostermauer.ch