Musik
Black Sea Dahu: Mit unbedingtem Willen zum Erfolg

Black Sea Dahu sind einer der erfolgreichsten Schweizer-Musik-Exporte. Die Zürcher Folker pendeln zwischen Hype und Hippiecharme.

Michael Graber
Drucken
Sängerin Janine Cathrein von Black Sea Dahu: Naiv ist in der Band niemand.

Sängerin Janine Cathrein von Black Sea Dahu: Naiv ist in der Band niemand.

CH Media

«Sie würde einem jetzt gerne etwas mit auf den Weg geben, worüber man beim nächsten Lied nachdenken könne, sagt Janine Cathrein von Black Sea Dahu. Per Zufallsprinzip wählen sie daher an jedem Konzert eine von 141 «Einsichten» aus dem Buch von Schriftsteller Thomas Meyer aus. «Irgendeiner applaudiert immer.» Der Zufall passt. Gutes Nachdenkfutter.

Bei Black Sea Dahu wurden aus «Irgendeinem» in letzter Zeit «viele». Wie die meisten ihrer Auftritte, ist auch das Konzert in der Luzerner Schüür ausverkauft. Paris, Hamburg, Berlin und Graz sind nur vier der Stationen, die die Zürcher Band in den nächsten zehn Tagen bespielt.

Mittlerweile sind sie seit über einem Jahr eigentlich ununterbrochen auf Tour. «Wir leben, was wir lieben», sagt Sängerin Cathrein drei Stunden vor dem Konzert bei Tee und Erkältungsmedikamenten. Und sie fügt gleich lachend an: «Wir leben es, aber gut davon zu leben können, ist noch einmal etwas Anderes. Aber immerhin: Wir leben es. Yeah.» Sagt es und klatscht mit Schlagzeuger Nick Furrer ab.

Der Schlüssel zum Leben dieses Traums liegt in «In Case I Fall For You», diesem wunderschönen Indie-Folk-Kleinod. 3 404 196 wurde der Song bis gestern Abend alleine auf Spotify gestreamt. Das öffnet Türen. Zu Konzerthäusern, zu Festivals, verschafft Medienpräsenz.

Was Black Sea Dahu von vielen anderen Bands unterscheidet, ist die Tatsache, dass sie nicht einfach durch die geöffneten Türen latschen und sich damit zufriedengeben. Sie sehen bereits wieder die nächste, noch ungeöffnete Tür. «Was unsere Band auszeichnet, ist der unbedingte Wille und das Commitment aller Mitglieder, alles für die Band zu machen», sagt Furrer.

Furrer selber hat auch noch ein eigenes Solo-Projekt, Haubi Songs, das er derzeit etwas auf Eis gelegt hat, damit er sich auf Black Sea Dahu konzentrieren kann. Damit es nicht gänzlich einfriert, macht er auf der Tour manchmal die Vorband. «Unser Label hat uns früh gesagt: Macht es richtig, oder lasst es sein», sagt Cathrein. Sie habe auch Deals von grossen Plattenfirmen abgelehnt, weil «da einfach nicht alles gestimmt hat. Und ich muss hundertprozentig dahinterstehen können», sagt sie und drückt noch eine Tablette aus der Packung.

Das Konzert in der Schüür ist bestuhlt. Weil «die Leute dann weniger «schnurre»», so Cathrein in breitem Zürideutsch. Und tatsächlich: Das klappt. Die Band bekommt die Aufmerksamkeit, die sie verdient. Die oft ruhigen und melancholischen Songs beginnen nie zu plätschern, sondern fliessen geschmeidig. Da und wann steigert die sechsköpfige Band geschickt Intensität und Lautstärke.

Es sind sehr unaufgeregte 90 Minuten Konzert, die direkt berühren, ohne dass es kitschig wird. Aber das bestuhlte Konzert hat auch noch einen anderen positiven Nebeneffekt, wie Furrer und Cathrein sagt: «So sind die Konzerte schneller ausverkauft. Ausverkaufte Konzerte steigern den Marktwert ungemein.»

Erfolg im Ausland hilft im Inland

Black Sea Dahu denken in Geschichten. Das ist in der schnelllebigen Zeit Gold wert. In der allgemeinen Musiküberflutung ist es schwierig, «nur» mit Musik hängenzubleiben. «Unsere Social-Media-Kanäle werden 24/7 bedient», sagt Cathrein. Bei allem Hippie-Charme, den Black Sea Dahu zuweilen versprühen, naiv ist in der Band niemand.

«Es braucht beides, die Musik und den Hype», sagt Furrer. «Es wäre dumm zu glauben, dass der Zug einfach immer weiterfährt, wenn wir nichts dafür tun», sagt Cathrein. Beeindruckt ist die Sängerin, welchen Einfluss Erfolg im Ausland haben kann: «Dass wir in Berlin ein ausverkauftes Konzert hatten, hat uns sehr geholfen bei Schweizer Radios in die Heavy-Rotation zu kommen.»

Cathrein wie Furrer betonen aber, dass sie bereits im Studio gespürt haben, dass hier etwas Grösseres passieren könnte. «Als wir die fertigen Songs erstmals gehört haben, war für mich sofort klar, dass das Erfolg haben wird», sagt Cathrein. Getragen wird der Black-Sea-Dahu-Hype von der grossen Leidenschaft der Musiker und Musikerinnen. Die T-Shirts drucken sie selber und sie erzählen Geschichten mitten aus dem Leben. Dass ihre eigene Geschichte dabei selber recht gut ist, hilft dabei, dass am Ende deutlich mehr als «irgendeiner» klatscht.

Black Sea Dahu: No Fire In The Sand. Live: Bern, Winterthur, Thun und Solothurn ausverkauft. 10.11. Kaserne Basel.