Bewegtes Leben

Lesbar Biographie Er ist ein Flüchtender. Bahman Nirumand wird 1936 in Teheran geboren, studiert in Deutschland, kehrt zurück nach Iran und muss 1965 vor dem Schahregime flüchten.

Drucken

Lesbar Biographie

Er ist ein Flüchtender. Bahman Nirumand wird 1936 in Teheran geboren, studiert in Deutschland, kehrt zurück nach Iran und muss 1965 vor dem Schahregime flüchten. Er wird Teil der deutschen Studentenbewegung, und Anfang der Achtzigerjahre wiederholt sich das, was er schon einmal erlebt hat. Diesmal ist es das Mullahregime, das ihn in die Flucht treibt. Die Demokratie, für die er sich einsetzt, ist wieder in grosse Ferne gerückt. Seither lebt Nirmuand als Journalist, Schriftsteller und Übersetzer in Berlin, in seiner Autobiographie erzählt er, was er in bewegten Jahrzehnten erlebt hat. Und er hat noch immer «die grosse Hoffnung, dass dieses anachronistische, um Jahrhunderte zurückgebliebene Regime über kurz oder lang hinweggefegt wird. Wird sich meine Sehnsucht doch noch erfüllen, nach Jahrzehnten im Exil mein Land, meine Stadt einmal wiederzusehen?»

Bahman Nirumand: Weit entfernt von dem Ort, an dem ich sein müsste, Rowohlt, Reinbek 2011, Fr. 32.90

Der Wohltäter

In Basel ist er noch heute ein Begriff. Dank jener Stiftung, die Christoph Merian in seinem Testament verfügt hat. Nach dem Tod seiner Frau solle sein Vermögen seiner Vaterstadt zukommen, hatte er bestimmt, und zwar mit dem Auftrag, es für soziale Zwecke zu verwenden – und den Grundbesitz nicht zu veräussern. Bei seinem Tod 1858 besass Merian 325 Hektaren Land und 9 Millionen Franken, heute wird das Vermögen der Stiftung auf 300 Millionen Franken geschätzt. Es setzt sich zusammen aus 900 Hektaren Grundeigentum, rund 1500 Mietobjekten und einem stattlichen Wertschriftenportefeuille. Wer ist dieser Christoph Merian? Das fragt Robert Labhardt in einer neuen Biographie. Er zeichnet darin das Bild eines sehr konservativen Menschen, der eine sehr zukunftsgerichtete Stiftung angeregt hat. Und der, «in seinem distanzierten, mitunter schrulligen Eigensinn auch irgendwie sympathisch erscheint». Merian ist unerbittlicher Geschäftspartner und frommer Stifter, grosszügiger Spender und Rappenspalter. Welthandel und Weltmärkte interessieren ihn nicht, er ist ein früher Globalisierungsverweigerer.

Robert Labhardt: Kapital und Moral. Christoph Merian – eine Biographie, Christoph Merian Verlag, Basel 2011, Fr. 38.–

Rolf App