Bereichernd seit fünf Jahren

Morgen feiert das Palace mit einem Doppelkonzert sein fünfjähriges Bestehen. Was einst in einer Quartierbeiz begann, strahlt inzwischen weit über die Stadtgrenzen hinaus.

David Gadze
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Ein Haus mit Charme und Breitenwirkung: Das Palace am Blumenbergplatz. (Bild: Michel Canonica)

Ein Haus mit Charme und Breitenwirkung: Das Palace am Blumenbergplatz. (Bild: Michel Canonica)

Man soll die Feste feiern, wie sie fallen. Unter dem Titel «5 Jahre und mehr» zelebriert das Palace, leicht verspätet, morgen sein fünfjähriges Bestehen. «Einerseits waren wir selbst überrascht, wie schnell diese Zeit verstrichen ist. Und andererseits finden wir die passende Feier wichtiger als das Jubiläum», sagt Kaspar Surber, Mitinitiant und Präsident des Betriebsvereins Association Palace. Es sei eine schöne Erfolgsgeschichte und viel besser und vielfältiger, als sie sich das je vorgestellt hätten.

Über die Grenzen hinaus

In den fünfeinhalb Jahren seines Bestehens hat sich das Palace mit einem feinen und breiten Programm zu einer Kulturinstitution entwickelt, deren Ausstrahlung weit über die Stadtgrenzen hinaus geht. «Einerseits ist es ein Ort in der Stadt, andererseits eine Haltestelle in der Pop- und Alternativ-Kultur, von der aus es sehr viele Verbindungen über verschiedene Grenzen hinweg gibt», meint Surber. So habe Andreas Spechtl, Sänger der in Berlin ansässigen österreichischen Gruppe «Ja, Panik», die bereits dreimal den schönen Saal bespielt hat, gesagt, das Palace sei der Club mit dem stilvollsten Programm im gesamten deutschsprachigen Raum. Ein schöneres Kompliment kann man den Machern kaum machen.

Am Anfang stand der Betrieb der Frohegg im Bleicheli-Quartier. Nach deren Abriss suchte die Gruppe, der auch Leute von Klang und Kleid und vom Hafenbuffet in Rorschach angehörten, einen neuen Standort und fand ihn im Gebäude am Blumenbergplatz, das als Kino ausgedient hatte. Am 27. Oktober 2006 wurde die Wiedereröffnung mit einer Wiener Gala gefeiert. Es war der Auftakt zu einer Reihe von Veranstaltungen, die dem St. Galler Kultur-, Konzert- und Nachtleben seither massiv Aufwind gegeben haben. Vor allem die Konzertlandschaft, die noch vor wenigen Jahren einem ausgedörrten Acker glich und praktisch nur von der Grabenhalle bearbeitet wurde, verwandelte sich in eine blühende Wiese, in der immer wieder neue Perlen zu entdecken sind. Nach einem zweijährigen Probebetrieb stimmte das Stadtparlament einer Sanierung des Palace und der Weiterführung zu. Es sei keine eingeschworene Clique gewesen, die sich dort eingenistet habe, sondern verschiedene Leute, die aus ihren unterschiedlichen Vorstellungen eine Vision erarbeiteten, erzählt Surber. Heute sei es sehr wichtig, sich nicht auf dem Erreichten auszuruhen, sondern sich immer wieder – geistig wie inhaltlich – zu erneuern.

Feiern und diskutieren

Das Palace ist aber auch deshalb so wichtig, weil neben Konzerten und Parties, wie dem «städtischen Tanzanlass» Soul Gallen, mit der «Erfreulichen Universität» oder etwa dem Anlass zum 40. Todestag von Paul Grüninger letzten Sonntag auch ein politischer und sozialer Diskurs stattfindet. Und wie es der Zusatz «und mehr» betont, soll es auch in Zukunft das kulturelle Leben der Stadt bereichern. Nach fünf Jahren mit Probebetrieb, Umbau und organisatorischem Aufbau habe man ein solides Fundament errichtet, von dem aus man nach vorne schauen und den Palast inhaltlich verändern könne. Gibt es eine Vision, was man noch realisieren oder erreichen möchte? «Eine Idee, die uns schon lange begleitet, ist, in der Kongressstadt St. Gallen einen Kongress, also eine künstlerisch-politische Diskussion, mit Musikern aus dem deutschsprachigen Raum zu veranstalten», sagt Surber.

Morgen soll aber erstmal gefeiert werden. Doch erst die Gäste machen aus einer Geburtstagsfeier ein Fest. Mit Real Estate und Shabazz Palaces haben die Verantwortlichen zwei Bands eingeladen, die «unterschiedlich sind in der Musik, aber ähnlich in der Haltung – und erst noch Häuser zum Programm erklären», wie es in der Vorschau heisst. Der atmosphärische und verhallte Surf-Pop von Real Estate mit den luftigen Gitarrenfiguren und warmen Bassläufen, die leichtfüssig um Martin Courtneys sonnigen und beinahe schon instrumentalen Gesang tänzeln, lädt genauso zum Kommen ein wie der progressive Hip-Hop von Shabazz Palaces. An dieser Stelle bleibt nur noch zu sagen: Danke für fünfeinhalb grossartige Jahre – und hoffentlich noch weitaus mehr.