Aufgeladen, zerbrechlich

In der Galerie B·K von Beat Bernet und Monika Kohler stellt der französisch-schweizerische Doppelbürger Christophe Hohler neue Malereien, Skulpturen und Grafiken aus. Die Ausstellung steht unter dem Titel «Ecce Homo».

Brigitte Schmid-Gugler
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«Ecce Homo» des Basler Künstlers Christophe Hohler in der Galerie B·K, Schmiedgasse. (Bild: Michel Canonica)

«Ecce Homo» des Basler Künstlers Christophe Hohler in der Galerie B·K, Schmiedgasse. (Bild: Michel Canonica)

Er ist Professor für Betriebswirtschaftslehre mit besonderer Berücksichtigung des Bankwesens an der Universität St. Gallen und Kunstsammler; sie war daselbst früher als Sekretärin tätig und absolvierte später einen Lehrgang in Management im Kunstmarkt. Gemeinsam führen sie seit fünf Jahren die Kunstgalerie B·K an der Schmiedgasse. Eigentlich wollten sie Platz für die eigene Sammlung; als sie das Haus an der Schmiedgasse erwerben konnten und das frühere Bettengeschäft im Parterre auszog, boten sich dort ideale Räumlichkeiten nicht nur für ihr Lager, sondern gleich noch für eine eigene Galerie.

Ihren Fokus richten B·K weder auf lokale noch auf regionale Kunstschaffende – «obwohl seit der Eröffnung fast täglich Anfragen kommen», sagt Monika Kohler, die das Programm betreut. Auch was die Ausrichtung auf bestimmte Kunststile betrifft, will sie sich, ausser dass es sich um zeitgenössische Positionen handelt, nicht festlegen. Das Paar reist viel, besucht Galerien und Ateliers und entscheidet vor Ort, ob es eine Künstlerin, einen Künstler nach St. Gallen einlädt.

Existenzielle Befragungen

In der Vergangenheit waren dies unter anderen der Innerschweizer Giorgio Avanti, Amanda Shelsher aus dem australischen Perth oder Evi Kliemand aus Vaduz. Aktuell ist der in Basel und im Elsass tätige Christophe Hohler zu Gast.

In den schemenhaften Silhouetten sind ausschliesslich männliche Figuren erkennbar. Es sind wartende, in sich versunkene Gestalten, dann wieder stehen, kauern Gruppen zusammen in einer Welt, die wir uns als Betrachtende «ausmalen» können. Die kraftvoll aufgetragene Ölfarbe verzerrt die Deutung oder lädt diese unvermittelt auf: Assoziationen wie Macht, Gewalt, Flucht, Angst, Einsamkeit – existenzielle Selbstbefragungen lassen sich ableiten. Es geht Hohler um emotionale Vorgänge, die sich in den in Mischtechnik gehaltenen, teilweise mit Graphit kombinierten Malereien manifestieren. Farbigkeit, Lichtsetzung und Malweise kollidieren mit der Situation: Da erhalten Gestalten, die aus tiefster Dunkelheit treten, plötzlich Kontur, andere verschwinden «grenzgängerisch» in der malerischen Gebärde. Schrundige Oberflächen, grobkörniger Auftrag, wilde Gebärden in grossformatigen Werken; kleine, quadratische Serien, auf circa acht Zentimeter tiefe Blöcke gezogen, sind auf die die Bildfläche vollkommen ausfüllenden Gesichter reduziert, denen allein die Bildgrösse «Gefängnis» ist.

Der unbegreifliche Mensch

Dass der 1961 geborene Christophe Hohler auch ein hervorragender Zeichner ist, zeigt sich an den Grafiken im Untergeschoss. Er modelliert auch und lässt seine ebenfalls sehr schemenhaften Figuren in Bronze giessen. Es fehlen ihnen die Hände: in der Abstraktheit als Reduktion, in Hohlers Werk aber auch als «Verstümmelung» des (be-)greifbaren Lebens lesbar. «Ecce homo» – siehe, der Mensch – ein biblisches Zitat.

Galerie B·K, Schmiedgasse 22