Am 4. Mai wäre Audrey Hepburn 90 Jahre alt geworden. Ein willkommener Anlass für das Kino, der Oscar-Preisträgerin, die frischen Wind ins Hollywoodkino der 1950er-Jahre brachte, eine Filmreihe zu widmen.
Mit ihrer ersten Hauptrolle gewann die in Belgien geborene Tochter eines Briten und einer Niederländerin gleich einen Oscar. Einfach unwiderstehlich war sie in William Wylers romantischer Komödie «Roman Holiday» (1953) als Prinzessin, die sich auf einer Europareise nicht an die Etikette und die Vorschriften hält. Weil sie etwas erleben will, büxt sie in Rom aus dem goldenen Käfig ihres Hotelzimmers aus und erkundet mit einem amerikanischen Journalisten die Ewige Stadt.
Die Rolle dieses frechen Fratzes, der den Männern den Kopf verdreht, variierte Hepburn nicht nur in den beiden Billy Wilder-Filmen «Sabrina» (1954) und «Love in the Afternoon» (1957), sondern auch in Stanley Donens Musical «Funny Face» (1957). Sie bezauberte nicht nur ihre meist deutlich älteren Filmpartner wie Gregory Peck, Gary Cooper, Humphrey Bogart und Fred Astaire, sondern auch das Publikum. Nicht Sex-Appeal wie bei Marilyn Monroe war ihre Waffe, sondern mit Anmut verbundene Natürlichkeit. Statt ihren Körper auszustellen setzte sie mit dem kleinen Schwarzen, etwas zu grossen Sonnenbrillen oder knöchellangen 7/8-Hosen Modetrends und wurde zur Stilikone.
Sie passte in jedes Kostüm und liess sich auf kein Rollenfach festlegen, konnte eine Generalstochter in der opulenten Tolstoi-Verfilmung «War and Peace» (1956) ebenso spielen wie eine Nonne («A Nun’s Story», 1959) und wusste auch in Terence Youngs Thriller «Wait Until Dark» (1967) als Blinde, die sich allein in ihrer Wohnung gegen Gangster behaupten muss, zu überzeugen.
Insgesamt bleiben aber doch ihre leichteren Filme in Erinnerung. Die Idealbesetzung war sie in Blake Edwards’ Truman-Capote-Verfilmung «Breakfast at Tiffanys» (1961) für die lebenshungrige Holly Golightly, die in New York vermögende Männer bezirzt, sich dann aber doch in einen erfolglosen Schriftsteller verliebt. Blendend harmonierte sie auch mit Cary Grant in Stanley Donens Thrillerkomödie «Charade» (1963). Nicht zuletzt Hepburns Aura ist es zu verdanken, dass diese Filme trotz ihres Alters nichts an Esprit und Charme verloren haben, immer noch frisch und spritzig sind und beste Kinounterhaltung bieten. Mit dem Umbruch Hollywoods in den 1960er-Jahren gingen aber die Angebote attraktiver Rollen zurück. Neue Gesichter, rebellischere Frauen wie Jane Fonda und Faye Dunaway waren nun gefragt.
Särker als auf die Schauspielerei konzentrierte sich Hepburn ab dieser Zeit auf soziale Aktivitäten: 1988 wurde sie von der Unicef zur Sonderbotschafterin ernannt und bereiste zahlreiche Länder, um Kinderhilfsprojekte zu unterstützen. Dafür wurde ihr nach ihrem Krebstod am 20. Januar 1993 posthum bei der Oscar-Verleihung 1993 der Jean Hersholt Humanitarian Award, der Ehrenoscar für besondere humanitäre Dienste, verliehen.