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Auch die Toten Hosen werden älter

Cordula Kablitz-Post hat die Toten Hosen auf ihrer letzten Tour mit der Kamera begleitet. Spannend wird der Dokumentarfilm erst, als das Leben der deutschen Band dazwischenfunkt.

Michael Graber
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Campino (links) im Backstage nach einem Konzert in Berlin. (Bild: PD)

Campino (links) im Backstage nach einem Konzert in Berlin. (Bild: PD)

Auch «Weil du nur einmal lebst» braucht das Drama. Diesmal ist das Drama ein Hörsturz. Campino, Sänger der Toten Hosen, hört auf der Tour plötzlich auf einer Seite nichts mehr. Die Aufbauarbeiten für das Konzert am Abend werden abgebrochen, Campino sitzt niedergekämpft am Esstisch, die Band stösst dazu. Bis zu diesem Moment ist die Dokumentation über die deutsche Punkband nichts wirklich Spezielles.

Zwar suggeriert die Kamera in der Umkleidekabine und hinter der Bühne Nähe, alles bleibt aber immer unter Kontrolle. Es bleibt die Geschichte der Toten Hosen. Es ist jene Realität, die sie gerne erzählen: Eine über Freundschaft, eine über Punks, eine über Leidenschaft für Musik. Das merkt man vor allem an jenen Dingen, die man eben den ganzen Film über nicht sieht: Familien, Kritiker, Privates. Es gibt nur so viel Nähe, wie die Band will.

Bis eben zu jenem Hörsturz. Da jodelt das Leben der Band kräftig rein. Auch wenn schon zuvor über das Altern gesprochen wird, wird es erst jetzt fassbar. Da sitzen mit Campino, Andi, Breiti, Kuddel und Vom Männer, die die Fünfzig elegant überschritten haben und dabei nicht immer sonderlich Sorge zu ihrem Körper getragen haben. Für den Zuschauer ist das durchaus tröstlich: Das Alter macht auch um Rockstars keinen Bogen.

Ingwertee statt Schnaps

Die Konzertbilder, darunter auch solche von ihrem Auftritt in Luzern, erhalten so eine zusätzliche Kraft. Diese ständig hochgepowerten Musiker freuen sich, streiten sich und sie sinnieren gemeinsam über die Vergänglichkeit und wer nun genau seit wann einen Tinnitus hat. Es sei stets ihr Ziel, den Zuschauern die bestmöglichen Toten Hosen zu präsentieren, sagt die Band im Film. Dazu gehöre in diesem Alter halt nun mal auch, dass man Ingwertee statt Schnaps trinkt und sich ordentlich aufwärmt, bevor man auf die Bühne klettert.

Was sich denn auch durch all die Konzertstationen durchzieht, ist diese ungeheure Power, die Campino und Co. in jede Note stecken. Diese Energie überträgt sich aufs Publikum und gegenseitig schaukeln sie sich von Hühnerhautmoment zu Hühnerhautmoment.

Cordula Kablitz-Post gelingt ein schöner Dokfilm über eine Band, die in all ihren lauten Konzerten auch leise Momente hat. Der Film krankt wie die Musik der Hosen an der Gleichförmigkeit. Irgendwann hat man die Lieder und Rituale gesehen. Die abschliessende Konzertreise nach Argentinien ist dann auch mehr ein Erdulden als ein Genuss.

«Wir waren früher so betrunken, voller Drogen - heute sind wir fitter»

Frontmann Campino über das intime Portrait und wie sich das Leben auf Tour verändert hat: