Die Künstlerzwillinge Reto und Markus Huber zeigen in der Kunsthalle Arbon ihre gelungene Gesamtinstallation «versprochen ist versprochen». Sie erzählt in einer minimalistischen Sprache von der Vergänglichkeit alles Irdischen.
ARBON. Noch ist der schwarze Schmetterling erst halb dem Untergang geweiht. Nur ein Flügel ist von der Säure angegriffen und wird von ihr langsam zerfressen. Eine Stunde dauert der Auflösungsprozess, den die Künstlerzwillinge Markus und Reto Huber in ihrem Video «Metamorphose zum Nichts» festgehalten haben. Die Besucher der Kunsthalle Arbon werden gleich eingangs damit konfrontiert und in die Gefühlslage versetzt, die den Tenor der ganzen Ausstellung bildet. Einerseits ist man betört ob der Schönheit, die sich das Insekt über den Tod hinaus und noch während seiner endgültigen Auflösung bewahrt. Andererseits fühlt man sich seltsam unbehaglich. Denn wie der Titel schon sagt, wartet am Ende das Nichts, die physische Existenz des Schmetterlings wird unwiederbringlich ausgelöscht. Es gibt keine Metamorphose, keine Wiedergeburt, keine Auferstehung.
Mit dem eigenen Verschwinden wird der Betrachter ein paar Schritte weiter konfrontiert. Eine Glasscheibe ist mit einem Farbverlauf von Schwarz zu Weiss unterlegt. Im schwarzen Bereich kann man im Glas sein Spiegelbild betrachten, doch je mehr man sich dem weissen Abschnitt nähert, desto mehr verschwindet das eigene Abbild. Der Spiegel war schon in der Kunst der Spätrenaissance und des Barocks ein beliebtes Motiv, um an die Vergänglichkeit zu erinnern. Solche Vanitas-Motive, zu denen auch Schmetterlinge oder Totenköpfe gehören, verwenden die Brüder häufig in ihren Arbeiten.
Titelgebend für die Ausstellung war die Installation in der Mitte der Kunsthalle. Wie Schmetterlingsarbeit bezaubert sie vordergründig durch ihre Schönheit, offenbart auf den zweiten Blick aber eine Abgründigkeit. Glasplatten in allen Regenbogenfarben hängen aneinandergereiht von der Decke. Doch blickt man von vorne durch farbige Gläser, verdichten sie sich zu einem «schwarzen Loch». Der Titel der Arbeit – «Das Versprechen» – verweist auf jene Stelle im Alten Testament, wo Gott Noah im ersten Buch Mose einen Regenbogen schickt als Zeichen seines Gelöbnisses, die Schöpfung nie mehr mit einer Sintflut auszulöschen. Doch können wir uns darauf verlassen? Setzten wir mit unserem Raubbau an der Natur und mit grausamen Kriegen dieses Versprechen nicht hart auf die Probe? Versprochen ist versprochen – und wird auch nicht gebrochen? Reto und Markus Huber verbrachten ihre ersten sechs Lebensjahre in Arbon, bevor die Familie in den Kanton Zürich zog. Seit 2005 arbeiten die beiden Absolventen der Zürcher Hochschule der Künste unter dem Namen huber.huber erfolgreich zusammen. «Versprochen ist versprochen» ist die erste Einzelausstellung der 41jährigen Brüder in der Ostschweiz, die sich als stimmige Gesamtinstallation erweist, die dem Betrachter zahlreiche Gedankenanstösse liefert.
Die Farben des Regenbogens schillern je nach Lichteinfall auch auf drei Steinen, die mit glänzendem Autolack besprüht sind. Es sind keine Attrappen, obwohl deren glatte und schimmernde Oberfläche diesen Eindruck erweckt. Es ist ein verführerisches Zusammentreffen von Natur und Kultur, eines Gegensatzpaares, dem man in den Arbeiten von huber.huber immer wieder begegnet.
Eine Rauchmaschine taucht die Kunsthalle von Zeit zu Zeit in dichten Nebel. Doch die Schwaden verflüchtigen sich rasch und lassen bald schon wieder den Regenbogen zum Vorschein kommen.
Bis 16.5. Führungen 23.4./7.5., 16 Uhr; 30.4., 16 Uhr, Rainbowdrinks und Nebelsuppe