In Thailand stirbt ein Wal, weil sich in seinem Magen über 80 Plastiksäcke befinden. Der Fall wirft ein Schlaglicht auf das grosse Problem der Meeresverschmutzung.
Der Todeskampf des Pilotwals dauerte fünf Tage. Anfang letzter Woche wurde er in einem Kanal im Süden Thailands entdeckt und anschliessend von Tierärzten behandelt. Am Freitag spuckte er schliesslich fünf Plastiksäcke aus. Kurze Zeit später war er tot.
Bei der Obduktion stellte sich heraus, dass sich im Magen des Wals über 80 Plastiksäcke mit einem Gewicht von 8 Kilogramm befanden. «Der Plastikabfall machte den Wal krank und unfähig zu jagen», erklärte die thailändische Behörde für Küsten und Meere. In Thailand ist der hohe Verbrauch von Plastiksäcken ein bekanntes Problem.
Laut Schätzungen befinden sich mindestens 86 Millionen Tonnen Plastik in den Weltmeeren. Jedes Jahr wächst die Menge um geschätzte 4,8 bis 12,7 Millionen Tonnen an. Ein grosser Teil ist laut WWF auf den Meeresgrund abgesunken. Da Plastik biologisch nicht abbaubar ist, verschwindet er nicht einfach so. Stattdessen gelangt der Plastik immer wieder in Mägen von Meerestieren oder verstopft deren Atemwege und Verdauungstrakte.
Mittlerweile existieren regelrecht Inseln aus Abfall, die in den Meeren schwimmen. Diese bestehen jedoch nicht nur aus Plastik, sondern auch aus anderen Stoffen. Die bekannteste Abfallinsel ist der Great Pacific Garbage Patch, der im Nordpazifik seine Runden dreht. Die EU-Kommission hatte letzte Woche angekündigt, zehn besonders häufig an Stränden angeschwemmte Plastikprodukte verbieten zu wollen (Ausgabe vom 29. Mai). Dazu gehören Plastikgeschirr, Wattestäbchen oder Plastikröhrli. Europa produziert rund 25 Millionen Kunststoffabfall pro Jahr.
Mit der Massnahme will die Kommission in Brüssel auch der Verschmutzung der Meere entgegenwirken. Es gibt auch private Initiativen. Eine ist die des jungen Holländers Boyan Slat. Der 22-Jährige hat vor fünf Jahren das Projekt «Ocean Cleanup» gegründet und sammelte mit einem Crowdfunding mehrere Millionen dafür. Die UNO ernannte ihn daraufhin zu einem «Champion der Erde». Slat will laut der deutschen «Tagesschau» in den nächsten zwölf Monaten mit dem Aufräumen beginnen.
Mit meterlangen Fangvorrichtungen soll dabei angeschwemmter Plastikabfall eingesammelt werden. Dieser wird dann mit Schiffen an Land transportiert, wo er recycelt werden soll. Ein lukratives Geschäft für Bootsunternehmen, glaubt Slat. Millionengewinne seien möglich. Doch darum gehe es nicht: «Erst, wenn wir erkennen, dass Wandel wichtiger ist als Geld, kommt das Geld von allein.» Slat ist überzeugt, so die Ozeane innert weniger Jahre vom Plastikabfall zu befreien. (red)