Etwa 5000 Demonstranten haben gestern gegen den G-20-Gipfel protestiert. Sie standen zahlreichen Polizisten gegenüber. Ausschreitungen gab es wenige.
london. Die Polizei hatte einen heissen Krawalltag vorhergesagt. Doch die Demonstrationen im Vorfeld des G-20-Gipfels in London entsprachen gestern eher dem kühlen Frühlingswetter: Rund 5000 Antikapitalisten, Klimaschützer und Kriegsgegner marschierten durch die Stadt, begleitet von vielen Polizisten.
Im Finanzdistrikt City kam es zu einzelnen Zwischenfällen, vor allem rund um die neuerdings halbstaatliche Royal Bank of Scotland, deren früherer Vorstandschef in Grossbritannien als Inkarnation des gierigen Bankers gilt. Etwa zwei Dutzend Demonstranten wurden festgenommen. Wo an normalen Wochentagen der Verkehr tobt und Tausende von Angestellten hektisch ihren Arbeitsplätzen zustreben, herrschte gestern morgen eine gelassene Stimmung.
Anscheinend waren viele Bedienstete von Banken und Versicherungen den Ratschlägen von Scotland Yard gefolgt, blieben entweder ganz daheim oder kamen unauffällig gekleidet zur Arbeit. Die Schaufenster vieler Finanzinstitute, aber auch von Gucci- und Hermès-Filialen sowie den allgegenwärtigen Sandwich-Shops waren verbarrikadiert, viele Geschäfte blieben geschlossen.
Das war die logische Folge jener Warnungen, mit denen die Sicherheitskräfte seit Wochen die Öffentlichkeit erschreckt hatten.
Übereinstimmend beklagten die Organisatoren der Proteste die aggressive Vorgehensweise von Scotland Yard. «Das war unverantwortlich und hat zu Spannungen beigetragen», sagte Lindsey German, die in der Koordination der Demonstrationen mitwirkt. Erst in letzter Minute und auf Vermittlung eines Abgeordneten der liberaldemokratischen Opposition hatten sich hohe Polizeiführer zum Dialog mit den Demonstranten getroffen. Als Parolen riefen die Gegner des G-20-Gipfels etwa «Schafft das Geld ab!» oder «Wir bezahlen nicht für Eure Krise!».