ROM: Gepanzerte Ostern

Tausende von Polizeibeamten sorgen über Ostern für die Sicherheit der Hunderttausenden von Gläubigen.

Dominik Straub, Rom
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Der gestrige Karfreitagabend war für die Sicherheitskräfte die Generalprobe gewesen: Für die traditionelle Kreuzweg-Prozession in dem mit Fackeln erleuchteten Kolosseum war das Gebiet um die antike Arena weiträumig abgesperrt und die U-Bahn-Station bereits am frühen Nachmittag geschlossen worden. Der Zugang zum Kolosseum war nur über zwei streng bewachte Eingänge möglich. An den üblichen Zugangsstrassen zur Arena standen Soldaten und gepanzerte Fahrzeuge – unüberwindliche Hindernisse für Terroristen mit LKW.

«Pasqua blindata» nennen die italienischen Medien das diesjährige höchste Christenfest in Rom: «gepanzerte Ostern». Die italienischen Sicherheitsbehörden sind sich bewusst, dass sich Rom als Zentrum der Christenheit und Sitz des Papstes im Visier des radikal-islamistischen Terrors befindet. Nach den jüngsten Terroranschlägen in London und Stockholm und eventuell in Dortmund wurde die ohnehin schon hohe Wachsamkeit noch zusätzlich verstärkt – es herrscht höchste Alarmstufe.

«Absolute Sicherheit» für den Heiligen Vater

Die Zufahrtsstrassen zum Petersplatz, wo der Papst am Ostersonntag wie immer eine Messe lesen und dann von der Loggia des Petersdoms aus den Segen «urbi et orbi» spenden wird, sind schon zu Beginn der Karwoche abgeriegelt worden – nicht einmal die städtischen Busse können zur riesigen Bernini-Piazza fahren. Auch den Taxis ist der Zugang verwehrt. Wo keine Panzerwagen stehen, wurden Betonblöcke hingestellt, um Amokfahrten zu verhindern. Das Ziel der Massnahmen sei es, «die absolute Sicherheit des Heiligen Vaters und der Gläubigen zu garantieren», erklärte der Römer Polizeipräfekt Guido Marino diese Woche beim Vorstellen des österlichen Sicherheitsdispositivs.

Wie schon in früheren Jahren werden auf den Dächern rund um den Petersplatz Scharfschützen lauern; neben den uniformierten Beamten werden sich unter die Gläubigen auch Dutzende Polizisten in Zivilkleidung mischen. Zum Einsatz kommen vor und während der Ostermesse auch Sprengstoff-Spürhunde und Spezialisten der Armee.

Schutz auch für weltliche Sehenswürdigkeiten

Die Osterfeiertage sind für die Römer Sicherheitsbehörden jedes Jahr eine enorme Herausforderung: Die Stadt war schon in der Karwoche voller Touristen und Pilger; während der Oster­feiern werden rund eine halbe Million Gäste erwartet. Viele von ihnen interessieren sich weniger für die Papstzeremonien, sondern mehr für die weltlichen Sehenswürdigkeiten. Aus diesem Grund müssen nicht nur der Petersplatz und das Kolosseum, sondern auch das Pantheon, das Forum Romanum, die Piazza ­Navona, die Fontana di Trevi, die Spanische Treppe und unzählige andere Monumente zusätzlich geschützt werden. Die Touristen und Pilger werden schon am Flughafen und an der Stazione Termini von Soldaten und Panzerfahrzeugen empfangen.

Dominik Straub, Rom