Proteste überschatten Papst-Ankunft

In der Nacht auf gestern ist es in Madrid zu Zusammenstössen zwischen Papstgegnern und Pilgern gekommen. Der Papst mahnt katholische Moral an und übt sanfte Kritik an Profitgier.

Ralph Schulze
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Das spanische Königspaar empfängt Papst Benedikt XVI. (Bild: epa/Andres Ballesteros)

Das spanische Königspaar empfängt Papst Benedikt XVI. (Bild: epa/Andres Ballesteros)

Madrid. Die Sonne schien ausnahmsweise nicht über Madrid, als Papst Benedikt XVI. gestern auf dem Flughafen die Gangway herunterkam. Das passte zur durchwachsenen Stimmung in der Metropole, in der am Vorabend einige tausend Papstgegner und Kirchenanhänger heftig aneinandergeraten waren und die Weltjugendtag-Idylle gestört hatten. Beleidigungen wurden ausgetauscht, unschöne Rempeleien störten den Frieden. Die Polizei musste schliesslich auf dem zentralen Platz der Hauptstadt, auf der Puerta del Sol, eingreifen und die Streithähne trennen. Die unschöne Bilanz des Abends: elf Verletzte, acht Festnahmen.

Botschaft der Freude

In seiner Begrüssungsrede sprach Benedikt XVI. aber von einer Botschaft der Hoffnung, die bis Sonntag vom Weltjugendtag ausgehen soll. «Der Weltjugendtag schafft Freundschaft, öffnet Grenzen, macht deutlich, dass es schön ist, mit Gott zu sein», sagte der Papst. Junge Menschen nähmen eine grosse Banalität im Umgang mit der Sexualität, grossen Mangel an Solidarität und viel Korruption wahr. Sie wüssten, dass es ohne Gott schwierig sei, diesen Herausforderungen zu begegnen.

«Jobs statt Kruzifixe»

Viele Jüngere haben aber im Königreich der Massenarbeitslosigkeit andere Sorgen: «Wir wollen Jobs, keine Kruzifixe», skandierten einige Anti-Papst-Demonstranten. Der Protest gegen den Papstbesuch richtete sich aber vor allem gegen die «sündhaft hohen Kosten» des sechstägigen päpstlichen Weltjugendfestivals: «Schickt das Papamobil nach Somalia», hiess eine Parole in Anspielung auf die Hungersnot in Ostafrika. Mindestens 50 Millionen Euro kostet das sechstägige päpstliche Jugendtreffen in Madrid. Eine Summe, die nach Angaben der Kirche nicht vom spanischen Staat, sondern von den Pilgern und multinationalen Sponsoren aus der Industrie aufgebracht werde. Doch die Steuerzahler berappen zumindest den Einsatz der rund 10 000 Polizisten, die den Papst beschützen.

Profit nicht an erster Stelle

Dieser versuchte auch die jungen Demonstranten anzusprechen. Die derzeitige Wirtschaftskrise sei auch eine moralische Krise, sagte er. Entscheidungen dürften sich nicht in erster Linie am Profit orientieren, sondern müssten dem Wohl der Menschen dienen. Spaniens König Juan Carlos sprach von einer «Wertekrise», welche die junge Generation verunsichere. «Das sind keine leichten Zeiten für junge Leute.» Ihre Probleme sollten ganz oben auf der Prioritätenliste stehen. «Wir dürfen die jungen Menschen nicht enttäuschen.»