Die vom Westen unterstützte gemässigte «Freie Syrische Armee» (FSA) soll sich laut türkischen Angaben weitgehend aus Aleppo zurückgezogen haben.
LIMASSOL/ALEPPO. 14 000 Kämpfer der als gemässigt eingestuften «Freien Syrische Armee» sollen sich aus Aleppo zurückgezogen haben. Dies berichtet die als seriös geltende türkische Tageszeitung «Hürriyet» unter Berufung auf hochrangige Sicherheitskreise in Ankara.
Dort rechnet man angeblich mit weiteren zwei Millionen Flüchtlingen, sollten syrische Regierungstruppen die ehemalige Wirtschaftsmetropole des Assad-Regimes nun zurückerobern. Sie haben Aleppo, das nur 50 Kilometer von der türkischen Grenze entfernt liegt, umzingelt und könnten nach Angaben lokaler Beobachter in den kommenden Tagen oder Wochen den Belagerungsring endgültig schliessen.
In Erwartung einer langen Aushungerungs-Blockade haben daher viele oppositionelle Kämpfer Aleppo verlassen. Die von türkischen Militärs kolportierte Zahl von 14 000 FSA-Soldaten halten oppositionsnahe Beobachter jedoch für viel zu hoch gegriffen. Auch mit einem Strom von zwei Millionen Flüchtlingen sei nicht zu rechnen, da in den noch von Rebellen gehaltenen Stadtvierteln lediglich 200 000 Menschen lebten.
Viele Menschen seien bereits in die von Regierungstruppen gehaltenen Stadtbezirke geflohen, wo sich nach einem Bericht der BBC das Leben wieder normalisiert habe. Auch der internationale Flughafen von Aleppo ist bereits wieder geöffnet worden.
Die Erfolge der von libanesischen Hisbollah-Kämpfern und iranischen Militärberatern unterstützten Assad-Armee in Aleppo sind für die türkische Regierung ein schwerer Rückschlag. Ankara war davon ausgegangen, dass es den von ihnen unterstützen Rebellen gelingen würde, Aleppo zu befreien und dort eine Art Gegenregierung zu etablieren.
Bruderkämpfe zwischen Jihadisten und anderen Rebellen-Fraktionen führten jedoch auch in Aleppo zu einer Schwächung des Widerstandes. «Sie waren der Beginn vom Ende des freien Aleppo und des freien Syrien», klagte unlängst der FSA-Major Hamadi.
Aufgegeben hat der zersplitterte syrische Widerstand die Millionenmetropole jedoch noch nicht. Vor allem die vom militärischen Druck der US-Luftwaffe bedrängten islamistischen Kräfte wollen den Kampf um die Stadt anscheinend fortsetzen. Mit Unterstützung der städtischen Bevölkerung von Aleppo können sie aber kaum mehr rechnen. Viele Einwohner, erklärte die BBC, würden sich nach «nach der Zeit vor dem Beginn des Aufstandes» zurücksehnen. Die Assad-Armee solle dem «Spuk der Rebellen» endlich ein Ende bereiten.