Um Sparmassnahmen im italienischen Staatsapparat durchzusetzen, hat die Regierung von Mario Monti den ehemaligen Parmalat-Sanierer Enrico Bondi als Sonderkommissar verpflichtet.
ROM. Bei Parmalat wurde er ehrfurchtsvoll «Zorro, der Rächer der Kleinanleger» genannt. Tatsächlich hatte Enrico Bondi beim italienischen Milchmulti, der Ende 2003 unter einer Schuldenlast von 14 Milliarden Euro zusammengebrochen war, in den vergangenen Jahren gnadenlos aufgeräumt. Der asketisch wirkende Bondi, von dem es heisst, er ernähre sich ausschliesslich von Brot und selbst produziertem Olivenöl, ist zweifellos eine Idealbesetzung, um den ineffizienten italienischen Staatsapparat auszumisten. Als Toskaner ist er von selbstsicherem und sturem Charakter, der sich nicht so leicht beeindrucken lässt, am allerwenigsten von aufgeblasenen Bürokraten. Der heute 77jährige Bondi gilt als Spezialist für vermeintlich hoffnungslose Fälle. So hatte er vor Parmalat unter anderem auch den bankrotten Chemie- und Energieriesen Montedison wieder auf Vordermann gebracht.
Die neue Aufgabe Bondis besteht darin, innerhalb der Staatsverwaltung noch im laufenden Jahr Sparmassnahmen von 4,2 Milliarden Euro zu realisieren. Bei Staatsausgaben von rund 800 Milliarden Euro erscheint dieses Ziel bescheiden; dennoch war der von Regierungschef Mario Monti angekündigten neuen Sparrunde in den letzten Tagen im Parlament von allen Seiten Widerstand erwachsen. Mit den Einsparungen will die Regierung den von der EU geforderten ausgeglichenen Haushalt im Jahr 2013 erreichen, ohne erneut die Mehrwertsteuer erhöhen zu müssen. Die Ernennung Bondis ist nicht zuletzt auch ein Zeichen Montis an die Parteien, dass er nicht länger gewillt ist, sich auf der Nase herumtanzen zu lassen. Auf die Frage, ob die Sparmassnahmen mit den Parteivertretern abgesprochen würden, antwortete der Premier kurz und bündig mit «Nein».
Eine subtile Provokation an die Adresse der Parteien ist eine weitere Ernennung: Der zweifache frühere Ministerpräsident Giuliano Amato wurde von Monti damit beauftragt, die äusserst grosszügige staatliche Parteienfinanzierung unter die Lupe zu nehmen.