Nach den Parlamentswahlen in Litauen hat sich gestern ein Regierungswechsel abgezeichnet.
Vilnius. Laut Wählernachfragen, die der Fernsehsender TV3 nach Schliessung der Wahllokale gestern abend veröffentlichte, lagen eine rechtsgerichtete und eine konservative populistische Partei deutlich in Führung. Die bisher mit einer Koalitionsregierung regierenden Sozialdemokraten von Premier Gediminas Kirkilas fielen auf Platz drei zurück, konnten mit 13 Prozent aber doppelt so viele Stimmen auf sich vereinen, wie ihnen vor den Wahlen prognostiziert worden waren.
Laut Nachfragen bei 4600 Wählern erzielte die rechtsgerichtete Heimatlandunion etwa 20 Prozent der Stimmen. Das konservative Wahlbündnis Ordnung und Gerechtigkeit von Ex-Präsident Rolandas Paksas kam auf 14 Prozent. Auf Platz vier nach den Sozialdemokraten kam mit elf Prozent die Nationale Wiederbelebungspartei, die von Talkmastern und Popstars neu gegründet wurde. Die Fehlerquote der Nachfragen wurde mit 1,5 Prozent angegeben.
Wie bei dieser Zersplitterung eine künftige Regierung aussehen könnte, blieb völlig offen. Deutlich war jedoch eine Verschiebung zugunsten der EU-kritischen und prorussischen Kräfte. Beide in Führung liegenden Parteien hatten im Wahlkampf dafür plädiert, sich gegen Entscheidungen der EU stärker zur Wehr zu setzen, wenn dies den Interessen Litauens entspreche. Gleichzeitig wurde eine Intensivierung der Beziehungen zu Moskau gefordert.
71 der 141 Sitze im Parlament von Vilnius wurden gestern als Direktmandate vergeben, die anderen per Listenwahl nach dem Verhältniswahlrecht. Dort, wo kein Kandidat im ersten Wahlgang über 50 Stimmenprozent erreichte, kommt es zur Stichwahl. (ap)