Sie sass im Straflager und war zuletzt unter Hausarrest. Nun ist die Anführerin der russischen Punkband Pussy Riot nach Europa geflohen – unter spektakulären Bedingungen.
Sie ist das bekannteste Gesicht der russischen Punk- und Protestband Pussy Riot: Maria Aljochina, 33-jährig. Bis vor kurzem betonte sie immer wieder, trotz widriger Umstände in Russland bleiben zu wollen. Zuletzt stand sie unter Hausarrest.
Nun entschloss sich Aljochina aber zur Flucht, wie die «New York Times» berichtet. Als Food-Kurierin verkleidet und mit Hilfe eines Freundes sei ihr via Weissrussland die Reise in die EU gelungen, sagte die Sängerin und Aktivistin der US-amerikanischen Zeitung in der litauischen Hauptstadt Vilnius.
Aljochina sagte:
«Ich bin froh, dass ich es geschafft habe, und verstehe noch immer nicht ganz, was ich getan habe.»
“It sounds like a spy novel." Maria Alyokhina, leader of the band Pussy Riot, decided it was time to leave Russia after more than a decade of activism — at least temporarily. She and her girlfriend disguised themselves as food couriers to evade the police. https://t.co/FCT7dNyhf0 pic.twitter.com/cAJdzyjfEj
— The New York Times (@nytimes) May 10, 2022
Schon am Donnerstagabend gibt Aljochina zusammen mit anderen in den Westen geflüchteten Pussy-Riot-Mitgliedern in Berlin ein Konzert. Offenbar ist sie in der Zwischenzeit von Litauen zu Freunden nach Island gereist. «Von Island aus wird sie nun mit einem isländischen Pass nach Berlin reisen, um ihre Show auf die Bühne des Funkhauses zu bringen», schreibt die Berliner Ausgehtipps-Site tip-berlin.de.
Sämtliche Ticketerlöse aus dem Konzert im Funkhaus Berlin sollen minderjährigen ukrainischen Flüchtlingen gespendet werden.
Die Mitglieder von Pussy Riot wurden vor zehn Jahren mit einem Schlag berühmt, als sie in der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale gegen Putin protestierten. Aljochina und ihren Mitstreiterinnen wurde der Prozess gemacht. Sie mussten zwei Jahre ins Straflager.
Nach ihrer vorzeitigen Entlassung geriet Aljochina immer wieder in Konflikt mit der russischen Justiz. Seither engagierte sie sich unter anderem mit einem News-Portal für freie Meinungsäusserung in Russland. Nun gehört Maria Aljochina zu jenen Zehntausenden von Russinnen und Russen, die seit der weiteren Verschärfung der Meinungsäusserungsgesetze nach Kriegsbeginn in der Ukraine ihr Land verlassen mussten. (dfu)