Auf dem Diamanthandelsplatz in Antwerpen ist die Schweiz omnipräsent: Die Uhren- und Schmuckindustrie gehört zu den wichtigsten Abnehmern von Rohdiamanten.
Auf dem Diamanthandelsplatz in Antwerpen ist die Schweiz omnipräsent: Die Uhren- und Schmuckindustrie gehört zu den wichtigsten Abnehmern von Rohdiamanten. Einen zweifelhaften Ruf hat die Schweiz in Belgien erlangt, weil der Bankenplatz der Branche im grossen Stil geholfen haben soll, Geld vor den Steuerbehörden zu verstecken. Inzwischen haben die Banken einen anderen Kurs eingeschlagen: Belgische Diamanthändler beklagen, die Schweizer Banken hätten ihre Konti kurzfristig gekündigt.
Gegen die in Antwerpen besonders aktive HSBC Schweiz führt die belgische Staatsanwaltschaft ein Strafverfahren wegen Verdachts auf kriminelle Organisation, Geldwäscherei, groben Steuerbetrug und Verstoss gegen Bankenrecht. Dafür hat sie in der Schweiz um Rechtshilfe ersucht; der Antrag ist noch hängig. Die Ermittlungen begannen bereits 2009, basierend auf Kontoangaben aus der Schweiz, welche der Whistleblower Hervé Falciani den französischen Steuerbehörden übergeben hatte. Eine Sondereinheit des Finanzministeriums hat mit Hilfe der Falciani-Liste die Kontoinhaber unter die Lupe genommen. Aus knapp 200 abgeschlossenen Verfahren resultierten Steuer- und Busseneinnahmen von über 400 Millionen Euro. Insgesamt sollen Belgier 2006 und 2007 rund 6 Milliarden Euro in der Schweiz parkiert haben, wovon aber nur ein Teil unversteuert war.
Trotz dieser Probleme hat die Schweiz in der Antwerpener Diamantengasse noch immer ein hohes Ansehen – wegen ihrer Präzisionsinstrumente. Genaue Waagen sind für Diamantenhändler essenziell. In den Schaufenstern werden Schweizer Produkte als besonders zuverlässig angepriesen. Und unter dem Namen «Swiss-Axe» sollen die besten Lupen und Pinzetten zu kaufen sein. (ffe.)