Trump in Japan: Diplomatie im Sumo-Ring

US-Präsident Donald Trump absolviert seinen ersten Staatsbesuch in Japan. Premierminister Shinzo Abe versucht dabei die Wogen in kritischen Handelsfragen zu glätten. Heute trifft Trump den neuen Kaiser Naruhito.

Angela Köhler, Tokio
Drucken
Kampfsportfan Donald Trump nutzte gestern die grosse Sumo-Bühne, um in Japan Sympathiepunkte zu sammeln. (Bild: Evan Vucci/AP; Tokio)

Kampfsportfan Donald Trump nutzte gestern die grosse Sumo-Bühne, um in Japan Sympathiepunkte zu sammeln. (Bild: Evan Vucci/AP; Tokio)

Der japanische Nationalsport Sumo könnte durchaus nach dem Geschmack von Donald Trump sein: gewichtig und breitbeinig daherkommen, den Gegner packen, schubsen, aus dem Stand heben und am Ende zu Boden werfen oder aus dem Ring drängen. Das hat den US-Präsidenten nach eigenem Bekenntnis schon immer fasziniert. Gestern sass er im Rahmen seines viertägigen Staatsbesuchs in der ersten Reihe beim Tokioter Sumo-Sommerturnier und hat für den Final am Sonntag extra einen 140 Meter und 30 Kilo schweren Pokal gestiftet – von Japans Medien längst «Trump Cup» getauft.

Nicht zuletzt will der Chef des Weissen Hauses mit dieser Geste ein wenig gutmachen, was er dem Gastgeberland und dessen Premierminister Shinzo Abe in jüngster Zeit angetan hat. Die bilateralen Beziehungen sind belastet, weil Trump nach seinem Amtsantritt abrupt die Verhandlungen zum Transpazifischen Freihandelsabkommen (TPP) gekappt hat. Daran sollten eigentlich neben den USA und Japan noch zehn weitere Staaten partizipieren. Der national nicht gerade als China-freundlich bekannte Regierungschef Abe wollte damit seinen Rivalen in Peking ausstechen. Ohne Washington ist der Wirtschaftsdeal zwar deutlich weniger wert, aber Tokio blieb gar nichts anderes übrig, als ohne den eigentlich engen Verbündeten USA mit den restlichen Partnern zum Pakt zu kommen.

Eine Runde Golf mit Abe

Jetzt spricht vieles dafür, dass Trump Premier Abe im Handelskrieg mit den Chinesen doch noch braucht und beim aktuellen Tokio-Besuch kräftig hofiert. Als erster ausländischer Staatsgast macht der US-Präsident heute dem neuen japanischen Kaiser Naruhito seine Aufwartung. Zudem spielte er gestern mit Shinzo Abe eine Runde Golf. Ob er damit gutmachen kann, dass er offen angedroht hat, Strafzölle nicht nur auf europäische, sondern auch auf japanische Autoimporte zu verhängen?

Immerhin geht es um etwa 1,7 Millionen Fahrzeuge, die Toyota und Co. im vergangenen Jahr in die USA geliefert hatten. Toyota hatte die Drohung als Zeichen dafür gewertet, dass Nippons Autokönige in Amerika nicht erwünscht sind, auch wenn Trump inzwischen die Strafzölle für sechs Monate ausgesetzt hat. Fachorganisationen wie der Internationale Währungsfonds oder die Weltbank gehen unmissverständlich davon aus, dass der von Trump angezettelte globale Handelskrieg bei Eskalation die Weltwirtschaft empfindlich lähmen werde. In diesem Sinne äusserte Shinzo Abe auch die Hoffnung, «dass die USA und China am Ende zu einer rationalen Lösung kommen» und beide Staaten sich strikt an internationale Regeln halten. Der Tokioter Regierungschef hat dabei ein besonderes Interesse, die Wogen zu glätten. Im Juni wird Japan in Osaka erstmalig den G20-Gipfel der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer austragen. Abe will Trump mit Blick auf dieses wichtige Treffern um jeden Preis bei Laune halten.

Ärger um Autozölle vergessen machen

Die Trump-Visite in Tokio soll jeden Ärger erst einmal vergessen machen. Abe zeigte sich dementsprechend versöhnlich und stimmte einem gemeinsamen Besuch beider Politiker auf einem US-Marinestützpunkt nahe der japanischen Metropole zu. Aus Regierungskreisen verlautete, Trump und Abe wollten damit eine deutliche Botschaft nach China senden. Beiden Staaten ist dessen massiver Ausbau der maritimen Routen und Stützpunkte sowie der Flottenstärke im südchinesischen Meer gleichermassen ein Dorn im Auge. Japan pocht auf seine territorialen Rechte, die USA unterhalten Stützpunkte in japanischen und pazifischen Gewässern.

Die Bilder vom Kampfsport Sumo könnten sich als ein medienwirksames Symbol für die Entschlossenheit des US-Präsidenten eignen. Auch Frankreichs ehemaliger Präsident Jacques Chirac – ein bekennender Japan-Schwärmer – hatte schon einmal Sumo-Pokale überreicht. Die Wirkung war aber schnell verpufft, weil sein Nachfolger Nicolas Sarkozy diesen Sport der Kolosse als «Wettkampf zwischen zwei fetten Männern» diffamierte. Dies sei «wohl kaum etwas für Intellektuelle».