Das asiatische Land hat neu die jüngste Aussenministerin der Welt: Die 34jährige Hina Rabbani Khar ist zugleich schönes Klischee und Produkt der feudalen Politikerkaste.
bangkok. Schier unüberwindbare Höhen gibt es für Hina Rabbani Khar anscheinend keine. Sie wagte sich als begeisterte Wanderin auch schon mal in die Seitenschluchten des Nanga Parbat und des berüchtigten Gipfels K2. Nun stellt sie sich in einer der politisch brisantesten Gegenden der Welt einer Herausforderung, die Omar Abdullah, Ministerpräsident des indisch kontrollierten Teils von Kaschmir, trefflich so beschreibt: «Wer hätte das gedacht! Die jüngste Aussenministerin wird bald einen der ältesten Aussenminister – Indiens 79jährigen S. M. Krishna – treffen, um eine der schwierigsten internationalen Fragen zu diskutieren.»
Ob die junge Politikerin allerdings auch frischen Wind in die festgefahrenen Beziehungen zwischen den beiden atomaren Streithähnen Pakistan und Indien bringen wird, ist freilich zweifelhaft. Denn die wichtigen Grundlinien der Aussen- und Sicherheitspolitik des Landes werden von den Generälen und der mächtigen Bürokratie Islamabads festgelegt – entsprechend einer überheblichen Doktrin, die ein früherer Spitzendiplomat des Landes so charakterisiert: «Die Politiker interessieren sich nur für den Machterhalt. Ihnen fehlt jedes strategische Denken.»
Wie wenig die charmante erste Aussenministerin des Landes, das mit der ermordeten Benazir Bhutto bereits eine Premierministerin hatte, im eigenen Haus zu sagen hat, wurde Anfang Mai deutlich. Nach der Tötung von Al-Qaida-Chef Osama bin Laden durch die USA in der pakistanischen Garnisonsstadt Abbottabad schwieg die damalige Staatssekretärin Rabbani Khar, während ihr beamteter Kollege Salman Bashir die Unschuld Pakistan beteuerte.
Ausserdem ist die junge Aussenministerin das typische Produkt der pakistanischen Politikerkaste, welche das Land während der vergangenen Jahre immer wieder an den Rand des Abgrunds geführt hat.
Ihr Vater Malik Ghulam Noor Rabbani Khar gehört zu den mächtigen Grossgrundbesitzern, die quer durch alle Parteien die Parlamentsbänke dominieren – und verhindern, dass der Staat Steuern auf Landbesitz erhebt.
Rabbani Khar weiss zwar, wie verhängnisvoll das für die Staatskasse ist. Unter Diktator Pervez Musharraf und später unter dem zivilen Präsidenten Asif ali Zardari diente sie schliesslich im Finanzministerium. Aber als Besitzerin des Nobelrestaurants Polo Club in der Stadt Lahore weiss sie auch bestens, was Pakistans betuchte Klasse vom Leben erwartet.
Pakistans Präsident Zardari, selbst Spross einer Dynastie von Grossgrundbesitzern, setzt grosse Hoffnungen in die Nachwuchspolitikerin. «Sie kann die nette, weiche Seite Pakistans im Ausland zeigen», sagte er – und meinte wohl auch, dass sie mithelfen soll, das Image seiner ramponierten Regierungspartei «Pakistans Peoples Party» (PPP) aufzupolieren. Denn der jugendlich wirkende ehemalige Kricket-Superstar Imran Khan, wegen seiner erzkonservativen Positionen auch «Taliban Khan» genannt, will Zardari mit Unterstützung der Generäle bei den Wahlen im Jahr 2013 den Präsidentenpalast streitig machen.