Mitte August 2010 hatte die UNO das Jahr der Jugend ausgerufen. Die Proklamation fand auf unerwartete Art globale Resonanz. Anfang dieses Jahres hat sich ein junger Gemüsehändler in Tunesien verbrannt und damit eine Revolution entzündet, die heute die ganze arabisch-islamische Welt erschüttert.
Mitte August 2010 hatte die UNO das Jahr der Jugend ausgerufen. Die Proklamation fand auf unerwartete Art globale Resonanz. Anfang dieses Jahres hat sich ein junger Gemüsehändler in Tunesien verbrannt und damit eine Revolution entzündet, die heute die ganze arabisch-islamische Welt erschüttert.
In Athen, einem der Zentren orthodoxen Christentums, wurde der junge Tunesier Vorbild für die «Generation 700», die gegen ihre korrupte Schuldenregierung Sturm läuft. Und im katholischen Spanien tun es ihnen die «Empörten» gleich. In diesem Kontext findet nun in Madrid der katholische Weltjugendtag statt, der – seit ihn Johannes Paul II. Mitte der 80er-Jahre erfunden hat – immer riesige Stadien zu füllen vermag.
Die Begeisterung wird auch in Madrid gross sein – zumindest unter den jungen Pilgern, die aus aller Welt angereist sind. Sie werden ihren Glauben und ihren Papst euphorisch feiern. Die Freude der heimischen Jugend allerdings wird sich in Grenzen halten. Für viele ist es ein Skandal, dass allein das Polizeiaufgebot zur Sicherheit des Pontifex Dutzende Millionen Euro Steuergelder verschlingen wird. Spanische Politiker halten dies für Nörgelei. Das Ereignis werde auch Millionen Euro Einnahmen bringen. Dies allerdings nicht für die marode Staatskasse, sondern für Hoteliers, Gastwirte und Souvenir-Produzenten.
Der Papst redet derweil einer neuen Evangelisierung Spaniens das Wort. Die Empörten werden kaum hinhören – es sei denn, der Pontifex nutze die Gelegenheit, auch Politiker an ihre Christenpflicht zu erinnern, an eine Marktwirtschaft, die einst nicht zuletzt christlich-konservative Politiker mit dem verpflichtenden Beiwort sozial versehen hatten.
Walter Brehm
walter.brehm@tagblatt.ch