Chinas reichster Mann, der Baumaschinenunternehmer Liang Wengen, soll Mitglied im Zentralkomitee der Kommunistischen Partei werden.
Peking. «Reichtum ist glorreich», ermutigte Chinas Reform-Patriarch Deng Xiaoping einst seine Landsleute, ihre sozialistischen Glaubenssätze aufzugeben und ungeniert nach materiellem Wohlstand zu streben.
Drei Jahrzehnte später nimmt die Kommunistische Partei nun erstmals einen Musterkapitalisten in den inneren Machtzirkel auf: Der Unternehmer Liang Wengen, der als Chinas reichster Mann gilt, soll am nächsten Parteikongress (siehe Dienstag-Ausgabe) Mitglied im Zentralkomitee werden. Das Gremium vereint die 300 mächtigsten Politiker des Landes. Als sogenanntes «Ersatzmitglied» wird Liang vorerst allerdings kein Stimmrecht haben. Gleichzeitig soll der 55-Jährige auch Vizegouverneur seiner Heimatprovinz Hunan werden.
Offiziell bestätigt ist Liangs Berufung noch nicht, doch dass chinesische Staatsmedien bereits über die Personalie berichten, lässt es als sicher gelten, dass die Entscheidung bereits gefallen ist. Mit der Berufung will die Partei offenbar demonstrieren, dass sie alle Gesellschaftsschichten vereint. Liangs Vermögen wird von dem US-Wirtschaftsmagazin Forbes auf umgerechnet 6,9 Milliarden Euro geschätzt.
Liang gilt als typischer Selfmademan. Als Kind armer Bergbauern im zentralchinesischen Hunan verdiente er in seiner Jugend Geld mit selbstgeflochtenen Körben. Später fand er einen Job in der lokalen Verwaltung. 1987 machte er sich selbständig und begann, in einer alten Militärfabrik Schweissgeräte herzustellen. Aus den bescheidenen Anfängen wurde Sany Heavy Industries, der grösste Baumaschinenhersteller des Landes, mit etwa 50 000 Mitarbeitern.
Ein grosser Teil der Bagger und Kräne auf Chinas Tausenden Baustellen stammt von Sany. Das Unternehmen verzeichnet jährlich Umsatzsteigerungen von rund einem Drittel und ist auch in Ländern wie den USA, Japan, Indien und Brasilien aktiv. Bei Köln baut das Unternehmen derzeit für 100 Millionen Euro eine Europazentrale.
So stark Liang ins Ausland drängt, so sehr gilt er als einflussreicher Lobbyist, wenn es darum geht, den chinesischen Baumarkt gegen ausländische Konkurrenz abzuschirmen. Derartige Abschottungsmassnahmen sind eines der grössten Konfliktthemen zwischen China und anderen Ländern.
2004 trat Liang in die KP ein, drei Jahre, nachdem die Partei sich für Privatunternehmer geöffnet hatte. In chinesischen Internetforen wird die Berufung Liangs ins ZK kontrovers diskutiert. Einige sehen darin ein Signal, dass die Partei private Unternehmen stärken wolle. Andere sind genau gegenteiliger Meinung und fürchten, dass die Partei die Privatwirtschaft künftig wieder strenger zu kontrollieren beabsichtigt.