MADRID. Sie stehen auf einem Felsen, der schon zum spanischen Territorium gehört: Recken die Arme in den Himmel und jubeln. Schwarzafrikanische Migranten, die es geschafft haben, nach Europa zu kommen.
MADRID. Sie stehen auf einem Felsen, der schon zum spanischen Territorium gehört: Recken die Arme in den Himmel und jubeln. Schwarzafrikanische Migranten, die es geschafft haben, nach Europa zu kommen. Europa beginnt für sie in der spanischen Exklave Ceuta, die an der nordafrikanischen Küste und umgeben von marokkanischem Territorium liegt. Rund 100 Immigranten nutzten den in diesen Tagen ungewöhnlich niedrigen Wasserstand an der marokkanischen Küste, um übers Meer in das spanische Ceuta zu gelangen. Die Ebbe hatte es ihnen ermöglicht, watend und schwimmend an einem spanischen Grenzdeich vorbeizukommen, der normalerweise von tieferem Wasser umgeben ist.
Hinter dem Damm retteten sie sich zunächst auf einen Felsen, um abzuwarten, was Spaniens Grenzpolizei unternimmt. Vor zwei Jahren waren Migranten bei einem ähnlichen Versuch, durchs Wasser nach Ceuta zu kommen, mit Gummikugeln beschossen worden. Mindestens 15 Flüchtlinge wurden damals getötet oder ertranken, was Spanien harte Kritik und Klagen wegen Menschenrechtsverstössen einbrachte. Dieses Mal versuchten Spaniens Grenzschützer nicht, die Migranten gewaltsam zu stoppen. So konnten sie ihren Weg vom Felsen zum spanischen Strand fortsetzen, wo sie von Polizisten und Rotkreuzhelfern in Empfang genommen wurden.
Mehrere Verletzte, die sich am stacheldrahtbewehrten Grenzdeich und an den scharfkantigen Felsen Wunden zugezogen hatten, mussten ins Spital gebracht werden. Die anderen kamen in Ceutas Aufnahmelager, wo über ihr weiteres Schicksal entschieden wird. Spanien praktiziert eine konsequente Abschiebepolitik und ist auch bei der Genehmigung von Asyl sehr viel restriktiver als andere europäische Staaten.
Ceuta wie auch die spanische Nachbarexklave Melilla sind durch Grenzwälle und Wachtposten abgeschottet. Nach dem millionenschweren Ausbau der Befestigungsanlagen, der von der EU mitfinanziert wurde, gelingt es immer weniger Migranten, die inzwischen sechs Meter hohen Stacheldrahtzäune zu überwinden.