Er ist 93 Jahre alt und seit über zwölf Jahren nicht mehr im Amt. Dennoch könnte man meinen, Südafrikas Schicksal hinge noch immer von Nelson Mandela ab.
KAPSTADT. Sein letzter offizieller Auftritt liegt fast zwei Jahre zurück. Noch viel länger hat er keine Interviews mehr gegeben oder sich zu Fragen von nationaler oder internationaler Bedeutung geäussert. Doch Nelson Mandela symbolisiert die Befreiung der Kaprepublik von der Apartheid wie kein anderer. Wie tief die Menschen ihn ins Herz geschlossen haben, spiegelt auch der Medienhype, der stets aufflammt, wenn Südafrikas Freiheitskämpfer wieder einmal seinem stolzen Alter Tribut zollt. Etwa Samstag früh, als Mandela wegen eines Magenleidens in ein Militärkrankenhaus bei Pretoria eingeliefert wurde. Offensichtlich handelte es sich nicht um einen Notfall, sondern einen kleineren, seit längerem geplanten operativen Eingriff, für den Mandela vor vier Wochen aus seinem Heimatdorf Qunu, wo er zuletzt lebte, nach Johannesburg verlegt worden war.
Erst die Versicherung der südafrikanischen Regierung, der Patient sei wohlauf und könne das Spital voraussichtlich heute verlassen, beruhigte die Gemüter. Gerüchte, Mandela sei schwer krank, hat es seit seinem endgültigen Rückzug in den Ruhestand im Jahr 2004 immer wieder gegeben. Wiederholt musste die nach ihm benannte Stiftung in den letzten Jahren Spekulationen über seinen angeblich miserablen Gesundheitszustand dementieren.
Tatsächlich hat sich die bis vor etwa drei Jahren ausgesprochen robuste Gesundheit des weltweit angesehenen Politikers in den letzten Jahren im Gleichschritt mit seinem fortgeschrittenen Alter verschlechtert. Bereits vor einem Jahr hatte Südafrika wegen eines ernsthaften Lungenleidens um Mandela gebangt. Damals musste er mehrere Tage in einer Johannesburger Privatklinik behandelt werden. Die Ärzte zeigten sich später erstaunt, wie schnell und umfassend sich der über 90-Jährige von der Entzündung der Atemwege erholt hatte. Bereits Ende der 80er-Jahre war bei Mandela Tuberkulose im Frühstadium diagnostiziert worden. Auch davon hatte er sich genauso erholt wie von dem bereits 1985 diagnostizierten Prostatakrebs.
Mandela, Vorkämpfer gegen die Rassentrennung, war fast 27 Jahre vom Apartheidregime eingesperrt und vor 22 Jahren freigelassen worden. 1994 wurde Mandela als erster schwarzer Präsident Südafrika vereidigt, fünf Jahre später trat er zurück.