Der abgewählte Präsident Donald Trump will seiner Republikanischen Partei im Wahljahr 2022 Kandidaten aufdrücken, die ihm loyal sind. Das gelingt dem Übervater der Konservativen allerdings nicht immer.
Die Vorwahl-Saison ist in Amerika in vollem Gang. Im Wahljahr 2022 interessiert vor allem eine Frage: Ebnen die Erfolge der Republikaner den Weg für eine Rückkehr von Donald Trump. Vier Erkenntnisse aus den bisherigen Primaries.
Der abgewählte Präsident ist und bleibt der Königsmacher der Republikanischen Partei. 72 der 75 Kandidatinnen und Kandidaten, die sich seit Beginn der Primary-Saison einem Urnengang stellen mussten, haben gewonnen. Am besten schnitten dabei diejenigen Republikaner ab, die Trumps Lügen über den Ausgang der Präsidentenwahl 2020 weiterverbreiteten. So war Doug Mastriano, der Kandidat für den Gouverneursposten im politisch hart umkämpften Bundesstaat Pennsylvania, am 6. Januar 2021 Teil der aufgebrachten Menschenmenge, die in Washington das Kapitol belagerte — um nach der Präsidentenwahl die Bestätigung des Siegs des Demokraten Joe Biden zu verhindern. Dies schadete Mastriano aber nicht. Der ehemalige Berufsmilitär gewann am Dienstag 44 Prozent der Stimmen.
Die bisherigen Vorwahlen zeigen aber auch, dass sich die Partei in der ersten Phase eines Emanzipationsprozesses befindet — immer weniger Wählerinnen und Wähler sind bereit, dem ehemaligen Präsidenten blind zu folgen. In Primaries, in denen sich mehrere starke Kandidaten gegenüberstanden, konnte der Trump-Kandidat häufig nur etwas mehr als 30 Prozent der Stimmen auf sich zu vereinigen. Einige Republikaner, unterstützt von altgedienten Volksvertretern und findigen Strategen, wittern deshalb Morgenluft. Sie setzen auf konservative Kandidaten, die zwar Trumps Positionsbezüge vertreten, aber nicht dem Personenkult um den Ex-Präsidenten frönen. Als Vorbild dient dabei Glenn Youngkin, der im vorigen November im Bundesstaat Virginia ohne direkte Wahlhilfe des Ex-Präsidenten die Gouverneurswahl gewann. Das sind schlechte Vorzeichen für ein mögliches Comeback Trumps im Jahr 2024.
Mitverantwortlich für diese Entwicklung sind auch eine Reihe schwer nachvollziehbare Personalentscheidungen des Präsidenten. So unterstützte er in Pennsylvania Mehmet Oz: Ein Fernsehdoktor mit einer leidlich erfolgreichen TV-Show, der seine Karriere der linken Ikone Oprah Winfrey zu verdanken hat. Trump ignorierte die Warnung, dass der Herzchirurg, der aufgrund seiner familiären Wurzeln sowohl einen amerikanischen als auch einen türkischen Pass besitzt, der republikanischen Basis schwer vermittelbar sein würde. Der Ex-Präsident verwies stattdessen auf den Erfolg der TV-Show von Dr. Oz, wie er in Amerika genannt wird. «Seine Sendung ist grossartig. Er ist im Schlafzimmer von all diesen Frauen», um den Zuschauerinnen zu erklären, was gut und schlecht für ihre Gesundheit sei, sagte Trump kürzlich während eines Wahlkampfauftrittes. Oz gewann am Dienstag gegen 31 Prozent der Stimmen — was nach Auszählung fast sämtlicher Wahlzettel wohl nur für einen hauchdünnen Sieg reichen wird.
Trotz dieses innerparteilichen Seilziehens gelten die Republikaner immer noch als die Favoriten für die kommenden nationalen Wahlen im November. Umfragen prognostizieren Sitzgewinne im Senat und Repräsentantenhaus, auch weil die Wähler aufgrund der hohen Inflation und den rekordverdächtigen Benzinpreisen wütend auf Präsident Biden sind. Die Demokraten senden deshalb in politisch umkämpften Bundesstaaten Kandidaten ins Rennen, die sich (sanft) von Biden distanzieren. In Pennsylvania will John Fetterman einen Senatssitz zurückgewinnen.
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— John Fetterman (@JohnFetterman) May 2, 2022
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Der Demokrat vertritt unorthodoxe Positionsbezüge, zum Beispiel in der Frage, ob Marihuana legalisiert werden solle. Auch sticht der 2,05 Meter grosse, kahlrasierte Fetterman automatisch aus der Menge. So trägt er häufig einen schlabbrigen Kapuzenpullover und Shorts, während andere Amtsträger in Anzug und Krawatte um Stimmen werben. Angesprochen auf sein Auftreten, sagte Fetterman kürzlich im Gespräch mit CH Media: «Ich sehe so aus, wie ich aussehe.» Und wenn sich jemand an Äusserlichkeiten störe, dann sei ihm dies egal. «Ich bin kein konventioneller Politiker.»