Am Montag, 16. September, wird der «WTT Young Leader Award» verliehen. Sechs Teams wurden von der Jury für den begehrten Preis nominiert. Die drei Teams aus der Kategorie Managementkonzeption werden hier vorgestellt.
Die Wissenstransferstelle WTT der Fachhochschule St. Gallen (FHS) bietet Unternehmen und öffentlichen Institutionen entgeltliche Marktforschungen und Managementkonzeptionen für in- und ausländische Märkte an. Wirtschaftsstudierende der FHS St. Gallen realisieren während ihres Studiums drei bis vier dieser Aufträge als sogenannte Praxisprojekte. Sie arbeiten dabei im Team, mit Begleitung von FHS-Dozierenden. Je nach Aufgabenstellung setzen die jungen Leute bis zu 1000 Arbeitsstunden für ihr Projekt ein. Dieses Jahr wurden 45 Projekte erarbeitet. Das bestplatzierte Team erhält den Award Die siebenköpfige Jury, bestehend aus Top-Managern aus der Ostschweiz, nominierte mittels sechs vorgegebener Kriterien drei Gewinner pro Kategorie für den Award. Im Rahmen der Abendveranstaltung vom 16. September stellen die sechs nominierten Teams ihre herausragenden Praxisarbeiten rund 650 geladenen Gästen – aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik – vor und werden für ihre herausragende Leistung geehrt. Dem erstplatzierten Team der jeweiligen Kategorie wird der begehrte Award verliehen. Ein weiterer Höhepunkt des Abends ist das Award-Referat von Andreas Göldi, Serienunternehmer und Start-up-Investor. Er wird praxisnah zum Thema «künstliche Intelligenz» erzählen. Die drei nominierten Teams der zweiten Kategorie, Marktforschung, wurden an dieser Stelle bereits vorgestellt. (pd)
«Viele Zimmerleute kennen Fehr Braunwalder», sagt der Chef stolz. Das St. Galler Unternehmen hat sich auf Befestigungstechnik, Maschinen und Werkzeuge für den modernen Holzbau spezialisiert und will «in der Champions League spielen», wie Thomas Braunwalder betont. Auch mit innovativen Holzbauschrauben mit Montagevorteilen oder der Werkzeugkiste, die zur Grundausstattung für Zimmerleute gehört, hat sich die Fehr Braunwalder AG einen Namen gemacht. Moderne Dienst- und Serviceleistungen wie Sicherheitskurse gehören auch zum Angebot.
Um das Onlinegeschäft und die Internationalisierung zu forcieren, hat Fehr Braunwalder ein Praxisprojekt in Auftrag gegeben. Die Wirtschaftsstudierenden Christoph Wyss (St. Gallen), Valentin Paurevic (Trogen), Carlo Calzavara (St. Gallen), Saskia Bhend (Thundorf), Dennis Huber (Engelburg) und Letizia Cicia (Goldach) trafen auf Handwerkermentalität. «Man erwartet Leistung, ist per du und vertraut sich», sagt Braunwalder. «Auch junge Bauleute denken digital. Umfassende Produktkataloge sind passé, Onlineshops gefragt.» Fehr Braunwalder AG fragte die Studierenden: Wie gelingt ein Onlineshop für Deutschland? Wo sind die Kunden? Wie verhalten sich Mitbewerber? «Wir prüften die Akzeptanz von Onlineshops und errechneten das Marktpotenzial», erzählt Projektleiter Wyss. Zudem musste das Team die Eigenheiten der Branche im deutschen Markt erforschen und errechnete, was für einen bestimmten Warenkorb ausgegeben wird. «Der Markt ist hart umkämpft und preissensibler als bei uns», erklärt Paurevic. Zudem wollten die Zimmerleute ein «Gesicht»; einen ebenbürtigen, regional verankerten Fachmann als Ansprechpartner, der dieselbe Sprache spricht – Onlineshop hin oder her.
Wie viele Aussendienstmitarbeitende, Fahrzeuge, Büros braucht es? «Einfach einen Onlineshop eröffnen und damit Kunden aus der Schweiz bedienen, funktioniert nicht», erzählt Braunwalder. Hilfreich seien die Empfehlungen für lokale Logistikpartner und lokalen Einkauf gewesen. «Wir zeigten auf, wie sich der Auftraggeber mit Suchmaschinenmarketing einen Vorteil verschafft», erzählt Cicia. Der neue Onlineshop, den die Fehr Braunwalder AG vorerst in der Schweiz lanciert, sei auch in Deutschland konkurrenzfähig. FHS-Coach Christian Heumann lobt sein Team: «Fundierte Analysen, gehaltvolle Erkenntnisse und eine passgenaue Konzeption legen eine solide Basis für den Markteintritt.» Braunwalder schätzte die Diskussionen sehr: «Wir gehen Schritt für Schritt – zuerst kommt der digitale Heimmarkt, dann können wir aus der Stärke expandieren.» (pd)
Mit seinen Geschäftspartnern teilt er die Leidenschaft für hochwertige, natürliche und gesundheitsfördernde Lebensmittel: «Der reine Handel mit Produkten interessiert uns nicht», sagt Alexander Kuenzi. Sein Unternehmen, Mediterre International in Zug, hat durch Beteiligungen an Farmen – etwa in der Toscana – direkten Einfluss auf die ganze Lieferkette. «Kultivieren, anbauen und abfüllen, das liegt uns am Herzen.»
Mediterre gehört zur Wealthyard-Gruppe, einer Familienholding in dritter Generation mit zahlreichen Gesellschaften. Aktiv ist Mediterre seit den 70ern. Ein Onkel Kuenzis begann mit biodynamischer Landwirtschaft. Als «Super Food» noch kein Thema war, beschäftigte sich Mediterre mit Sanddorn, Granatäpfeln, Bergamotte oder Kaktusfeigen – und ihren Zyklen in der Natur. Bedient werden insbesondere Hotels, Restaurants und Kaufhäuser. Kuenzi blickt aber zunehmend auch auf Konsumenten – mit ein Grund, die Sicht Studierender über ein Praxisprojekt einzubinden. Manuella Lopes (Waldkirch), Ana Lucic (Rapperswil) und Joel Müntener (Wittenbach) analysierten mit drei Austauschstudierenden aus Costa Rica, Portugal und Thailand die Wertschöpfungsketten von Mediterre. «Die Teambildung war in der internationalen Gruppe besonders wichtig», erzählt Projektleiterin Lopes. Zum Auftrag gehörten Gespräche mit Partnern und potenziellen Kunden in Deutschland, Österreich und Dänemark. «Um Trends nachzuspüren, wandten wir uns an Lebensmittel- und Digitalexperten», ergänzt Müntener.
Das Team zeigte, wie Mediterre seine Lieferkette optimieren kann. «Es ging tief in die Details», freut sich FHS-Coach Ronald Ivancic. So wurden etwa neue Bestellformulare mitgeliefert. «Konsumenten wollen wissen, wie produziert wird», weiss Lucic. Deshalb empfahlen die Studierenden, die Rückverfolgbarkeit mittels fälschungssicherer Blockchain-Technologie zu gewährleisten. Per Smartphone-Scanner ist der Weg der Produkte vom Acker bis in die Regale nachvollziehbar. Dazu Kuenzi: «Unsere Kunden sollen mit bestem Gewissen geniessen.» «Der österreichische Markt ist interessant», sagt Lopes. Die Studierenden klärten für Mediterre die Akzeptanz organischer Lebensmittel und die Anforderungen an Lieferanten: Welche Bestellmengen sind gefragt? Wo sind die Preise angesiedelt? «Wir erhielten gar eine Liste mit Namen möglicher Verkaufspartner», erzählt der beeindruckte Kuenzi. Der Einführung von Blockchain steht die Zuger Firma offen gegenüber. Der Standort sei bereits als «Crypto Valley» bekannt, so Kuenzi. «Die Erkenntnisse werden nun tiefergehend analysiert.» (pd)
Geht es nach Swisslog Healthcare (Shanghai), übernehmen in chinesischen Spitälern bald fahrende Roboter die Medikamentenverteilung. Gegenverkehr, Lifte und Treppen meistern sie bereits– wetterfest für Aussenbereiche und diebstahlsicher sind sie auch. «In den USA und Europa sind wir bereits im Geschäft, in China sehen wir viel Potenzial», sagt Hans Schuler von Swisslog Healthcare. Für Patienten bedeutet das mehr Sicherheit, für Spitäler mehr Effizienz.
Swisslog Healthcare (Shanghai) ist spezialisiert auf Automationslösungen in der Medikamentenlogistik in chinesischen Spitälern. Nebst Robotern verteilen auch Rohrpostsysteme oder Schienenfahrzeuge Medikamente. «Unsere Kompetenz zeigt sich entlang der gesamten Logistikkette – mit Nachverfolgungssoftware vom Medikamentenlieferanten bis zum Patienten», sagt Schuler. Diese Kompetenz soll in China künftig stärker tragen. «Dort werden wir eher noch als Lieferant einzelner Geräte verstanden.» Wie ändern? Swisslog beauftragte ein chinesisch-schweizerisch gemischtes Studierendenteam mit einem Praxisprojekt. Marco Casagrande (Goldach), Bettina Baur (St. Gallen) und Philipp Sturzenegger (Altstätten) widmeten sich mit drei Studierenden der Shanghai University zukunftsträchtigen Logistikprozessen in chinesischen Spitälern: Wo gibt es Geschäftsmöglichkeiten für den Auftraggeber? Wie müssen solche Roboter beschaffen sein? Welche Hindernisse gilt es zu überwinden? Welche Medikamente und Mengen sollen sie verteilen? «Auftrag war auch, einen Softwarepartner zu finden und eine Strategie festzulegen», erzählt Projektleiter Casagrande.
«Noch gibt es viele Prozessunterbrüche», weiss Baur. Fehler in der Medikation könnten Folgen in Millionenhöhe verursachen. FHS-Coach Andreas Löhrer bestätigt: «Das Team bewertete diese Risiken sehr gut und entwickelte daraus Chancen für Swisslog Healthcare.» Es hat zudem aus 600 vornehmlich chinesischen Softwarefirmen eine empfohlen, mit der Swisslog Healthcare nun tatsächlich eine Partnerschaft schliesst. Dafür waren die chinesischen Studierenden unverzichtbar. Schuler schätzt die Aussensicht der Studierenden: «Sie hinterfragten unsere Entscheide und zeigten, wir sind auf gutem Weg.» Rund zwei Wochen verbrachten die Schweizer Studierenden in Shanghai, zum Projektabschluss reisten die chinesischen Teammitglieder nach St. Gallen. Dazwischen kommunizierten sie über soziale Medien. Zeitverschiebung und interkulturelle Unterschiede sind eine besondere Herausforderung. Entschädigt würden sie durch unvergessliche Gastfreundschaft, finden beide Seiten. (pd)
Klaus Brammertz, CEO Bauwerk Boen Group
René Frei, Leiter Direktion Personelles, Genossenschaft Migros Ostschweiz
Thomas Harring, COO & CFO Leica Geosystems
Sibylle Minder Hochreutener, Prorektorin FHS St. Gallen
Christof Oswald, Head of Human Resources Switzerland Bühler
Bruno Räss, Partner PWC
Sebastian Wörwag, Rektor FHS St. Gallen