Wandertipp
Schlösser- und Burgen im Unteren Rheintal: Architektonische Leckerbissen zwischen Rheineck und St.Margrethen

Gleich sechs Burgruinen und Schlösser laden zu einer Entdeckungstour ein, die zudem mit vielen schönen Ausblicken über die Tallandschaft, idyllischen Waldwegen und verwunschenen Rebbergen lockt.

  • Ostschweiz
  • 2-4h
  • leicht
Jochen Tempelmann
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Der Löwenhof ist eines der prächtigsten profanen Barockgebäude der Ostschweiz.
10 Bilder
Blick auf die heutige Bebauung der Burgstelle Neu-Rheineck
Blick über Rheineck und Gaissau auf das Rheindelta und das österreichische Seeufer.
Die Ruine Alt-Rheineck.
Im Tobel zwischen Rheineck und St.Margrethen öffnet sich der Blick ins Tal
Schloss Weinberg mit seinen zwei prägnanten Türmen.
Blick über Schloss Weinberg zum deutschen Bodenseeufer.
Die Ruine Grimmenstein thront über St.Margrethen.
Schloss Vorburg, im Hintergrund das Österreichische Rheintal.
Das kleine Schloss Vorburg unten im Tal ist ein besonderes Schmuckstück.

Der Löwenhof ist eines der prächtigsten profanen Barockgebäude der Ostschweiz.

Bilder: Jochen Tempelmann

Infos zur Wanderung

Start: Bahnhof Rheineck
Ziel: Haltestelle Äueli, St.Margrethen
Strecke: 7 km
Wanderzeit: 2h 15 min
Kondition: leicht
Auf- und Abstieg: 330 m
Ausrüstung: Gutes Schuhwerk, Wanderung nicht für Kinderwagen geeignet.
Grillstellen: Bei den Burgruinen Alt Rheineck und Grimmenstein
Öffentlicher Verkehr: Bus 304, stündlich vom Äueli nach St.Margrethen und Rheineck
Parkplätze: Beim Bahnhof Rheineck

1. Bahnhof Rheineck

Vom Bahnhof aus folgen wir der Bahnhofstrasse knappe hundert Meter nach rechts und biegen dann links in die Poststrasse ein. Rund 50 Meter weiter zweigt die Löwenhofstrasse rechts ab, nach weiteren hundert Metern liegt der imposante Löwenhof auf der linken Strassenseite.

2. Löwenhof

Streng genommen ist der Löwenhof weder Schloss noch Burg. Da das Gebäude jedoch zu den bedeutendsten herrschaftlichen Bauten des 18.Jahrhunderts im Kanton St.Gallen gehört, darf es auf einer Kulturwanderung nicht fehlen.

Erbaut wurde das dreigeschossige Palais 1742-1746 für die Familie Heer, die im Stoffhandel tätig war. Dreissig Jahre später ging es in den Besitz der Familie Custer über und 1869 schliesslich an die Familie Bärlocher. Die Gartenanlage im französischen Stil ist nicht für die Öffentlichkeit zugänglich, ein Blick auf die Fassade mit dem barocken Eingangsportal lohnt sich aber allemal.

Das prunkvolle Eingangsportal des Löwenhofs.

Das prunkvolle Eingangsportal des Löwenhofs.

Bild: Jochen Tempelmann

Wir gehen die letzten hundert Meter zurück zur Kreuzung und überqueren diese Richtung Altstadt, um unmittelbar hinter der grossen Kreuzung rechts in die kleine Weiergasse einzubiegen. Wir folgen dem Strassenverlauf, der sich schliesslich zum hinteren Burgweg verengt. Über Treppenstufen erreichen wir die sogenannte Burg, die auf dem Burghügel über Rheineck thront, von der Hinterseite. Hinter dem Hügel angekommen, führt eine Treppe links auf die Plattform der Burgstelle Neu-Rheineck.

3. Burgstelle Neu-Rheineck

Spätestens Ende des 13. Jahrhunderts wurde auf dem Hügel eine Burg errichtet, die über Mauern mit dem Städtchen verbunden war, welches unmittelbar unterhalb liegt. Im Alten Zürichkrieg schleiften die Appenzeller 1445 die Burg. Bis 1747 blieb sie eine Ruine, ehe sie schliesslich komplett abgerissen wurde.

Das Gebäudeensemble, welches heute auf dem Hügel steht, ist deutlich jünger. Deshalb kann nur noch von einer Burgstelle gesprochen werden. Das tut dem Reiz des Hügels aber keinen Abbruch: Beschattet von alten Bäumen lassen sich von hier das Rheindelta und die anliegenden Gemeinden des Vorarlbergs überblicken.

Die heutige Bebauung des Burghügels entstand erst nach dem Abbruch der Burgruine.

Die heutige Bebauung des Burghügels entstand erst nach dem Abbruch der Burgruine.

Bild: Jochen Tempelmann

Wir gehen zurück auf den hinteren Burgweg und folgen dem Wegverlauf weiter, wo wir aufgehört haben. Kurz darauf erreichen wir die Burgstrasse, der wir nach rechts folgen. Sie führt uns direkt zur nächsten Ruine, die wir nach wenigen hundert Metern erreichen.

4. Burgruine Alt-Rheineck

1163 kaufte Graf Rudolf von Pfullendorf das castellum Rinegge, wobei nicht ganz klar ist, ob es sich um die heutige Ruine Alt-Rheineck oder doch um einen Vorgängerbau von Neu-Rheineck handelt. Der imposante Gemäuerrest gehörte wohl zu einem Wohnturm, der im 13. Jahrhundert errichtet wurde und wahrscheinlich von weiteren Burggebäuden umgeben war.

Ende des 14. Jahrhunderts brachten die Habsburger grosse Teile des Rheintals und auch die beiden Rheinecker Burgen unter ihre Kontrolle. Das stiess auf Unmut seitens der Appenzeller, die mit dem Fürstabt, der sich mit den Habsburgern verbündet hatte, um ihre Unabhängigkeit kämpften. Mehrfach wurde Alt-Rheineck daraufhin in den Appenzellerkriegen angegriffen und ist wie die Nachbarburg seit 1445 eine Ruine.

Zurück auf dem Burgweg folgen wir seinem Verlauf für weitere hundert Meter, biegen dann links ab und durchqueren den Bauernhof. Wo der Weg endet, biegen wir links ab, um nach wenigen Metern rechts die Treppe zu erklimmen. So erreichen wir die Appenzellerstrasse, der wir ein kurzes Stück bergab folgen. Bei nächster Gelegenheit biegen wir rechts in die Trubenhofstrasse ein, der wir gut 300 Meter folgen.

Schliesslich biegt rechtsseitig ein Wanderweg ab – derzeit befindet sich hier eine grosse Baustelle, die jedoch auf einer Behelfstreppe umgangen werden kann. Ab hier werden die Wege naturnah. Wir folgen der Wanderweg-Ausschilderung Richtung St.Margrethen und durchqueren das Töbeli, welches die Grenze zwischen den Gemeinden bildet.

Nachdem wir den Grenzbach überquert haben, folgen wir den Wanderwegen Richtung St.Margrethen, ehe wir den ersten Wegweiser Richtung «Wiberg» sehen. Wir folgen ihm und gehen ein Stück steil bergauf. Nachdem wir das nächste Tobel durchquert haben, erreichen wir einen Bauernhof mit allerlei herzigen Kleintieren. Hier schickt uns der Wegweiser bergauf zum Schloss Weinberg, wir gehen jedoch geradeaus und erreichen die nächste Sehenswürdigkeit so etwas bequemer.

5. Schloss Weinberg

Auf Schloss Weinberg ist der Name Programm. St.Margrethen war bereits im Mittelalter ein wichtiger Ort der Weinproduktion, ehe Rebläuse und einige besonders harte Winter dem St.Margrether Weinbau in den 1960er Jahren den Garaus machten.

Schloss Weinberg, erstmals 1470 urkundlich erwähnt, war zu dieser Zeit dem Verfall preisgegeben. In den 1980er Jahren belebte Familie Kessler den Weinbau hier wieder und baute das Schloss aus. Wochentags von 9 bis 12 und 14 bis 18 Uhr lädt die Schlosskellerei zur Degustation, eine Voranmeldung ist nicht nötig.

Ein mächtiger Mauerrest des einstigen Bergfrieds kündigt die Ruine Grimmenstein an.

Ein mächtiger Mauerrest des einstigen Bergfrieds kündigt die Ruine Grimmenstein an.

Bild: Jochen Tempelmann

Wir umrunden Schloss Weinberg auf der Ostseite und folgen weiter dem Wanderweg oberhalb des Schlosses. Ab hier ist die Burgruine Grimmenstein ausgeschildert. Nach einem halben Kilometer biegen wir im nächsten Tobel dem Wanderwegweiser folgend links ab. Noch einmal einen halben Kilometer weiter erreichen wir die Burgruine Grimmenstein.

6. Burgruine Grimmenstein

Die frühesten Quellen zur Burg Grimmenstein stammen aus der Mitte des 13. Jahrhunderts. Damals übernahm Konrad von Falkenstein, ein Gefolgsmann des St.Galler Fürstabts, die Burg über dem Rheintal. Nach Zerstörungen durch die Appenzeller im frühen 14. Jahrhundert wurde die Burg neu aufgebaut und diente Raubrittern als Unterschlupf. Aufgrund deren Aktivitäten wurde sie jedoch schon kurze Zeit später wieder geschleift.

Heute zeugen die Überreste eines mächtigen Wohnturms von der einstigen Grösse der Burg. Auch die Überreste einer Zisterne sind noch deutlich erkennbar, der Zugang zur Ruine ist jedoch derzeit gesperrt; frisch abgebrochene Mauerreste zeugen vom jüngsten Verfall der Ruine.

Wir folgen dem Weg durch die Rebberge, die unterhalb der Burgruine liegen, und biegen unterhalb der Reben rechts ab. Nach etwa 200 Metern kommen wir zu einer Verzweigung. Der kleine Weg, der von hier aus bergab führt, ist leicht zu übersehen. Nach einigen Minuten im abschüssigen Gelände öffnet sich das Tal. Rechts hinter dem Bauernhof erblicken wir die Türme von Schloss Vorburg.

Schloss Vorburg liegt einen kurzen Fussmarsch von Grimmenstein bergab.

Schloss Vorburg liegt einen kurzen Fussmarsch von Grimmenstein bergab.

Bild: Jochen Tempelmann

7. Schloss Vorburg

Der Name des Schlosses weist bereits auf seine ursprüngliche Bedeutung hin: Als Vorburg zur oberhalb gelegenen Burg Grimmenstein wurde hier der Zugang zum Tal kontrolliert. Das heutige Schlossgebäude stammt aus dem Jahr 1602 und ist mit seinen verschiedenen Rundtürmchen ein wahres Schmuckstück der St.Galler Schlösserlandschaft.

Leider bleibt der direkte Zugang zum Schloss, das sich in Privathand befindet, verwehrt. Von der Zufahrt präsentiert sich das Schloss aber von seiner schönsten Seite.

8. Bushaltestelle Äueli

Von Schloss Vorburg sind es nur noch wenige hundert Meter bergab bis zur Hauptstrasse. Die nächste Bushaltestelle «Äueli» befindet sich etwas weiter rechts. Von dort fährt stündlich ein Bus zu den Bahnhöfen Rheineck und St.Margrethen. Wer nicht warten möchte, erreicht den Bahnhof St.Margrethen von der Bushaltestelle fussläufig in einer Viertelstunde.

Diese Wanderung lässt sich mit der Wanderung «Fünf Schlösser auf den Hügeln am See» zu einer rund viereinhalbstündigen Burgen- und Schlösserwanderung von Staad über Thal und Rheineck nach St.Margrethen kombinieren: