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Basel
Eine Basler Gymiklasse gründet ein Unternehmen. Ihr Produkt – zwei Handygadgets – feiert erste Erfolge. Doch nicht alles läuft rund.
Hose, Hemd, Handy – das Mobiltelefon ist inzwischen für viele Menschen mehr Grundbedarf als Gerät. Es erstaunt deshalb nicht, Schülerinnen und Schüler des Freien Gymnasiums auf der Suche nach einem Projekt schliesslich dort landeten: beim Smartphone. Im Zusammenhang mit der Non-Profit-Organisation YES (Young Enterprises Switzerland) sollten sie eine Firma gründen und mit dieser ein Produkt verkaufen. Zwei Ideen machten bald die Runde: eine Thermohülle, damit sich der Handy-Akku im Winter nicht so schnell entlädt, und ein Cover, um die Handykamera vor Spionageattacken zu schützen. Kurzerhand teilte sich die Klasse; entstanden sind so die Unternehmen -8grad (sprich: Minusachtgrad) und KILP. Mit ihren Innovationen trafen die jungen Unternehmerinnen und Unternehmer einen Nerv. Beide Produkte finden einen respektablen Absatz und im Wettbewerb von YES gehören sie von einst 250 Projekten noch zu den 75 besten. -8Grad gewann darüber hinaus sogar den Preis für das beste Produkt aus der Region.
Chiara Meyer, 18, ist CPO von -8Grad und damit für die Produktionen zuständig – aber eigentlich wirkt sie bei beiden Projekten mit. Sie schwärmt von den Erfahrungen, die sie und ihre Mitschüler derzeit machen. «Es ist ein geschützter Rahmen, aber gleichzeitig lernen wir direkt den Aufbau einer richtigen Firma.» Für die Klasse mit Schwerpunkt Wirtschaft und Recht eine willkommene Abwechslung. 24.90 Franken kostet eine Handyhülle bei -8Grad im eigens aufgezogenen Webshop. 250 Hüllen gingen bereits über die virtuelle Ladentheke. Die schwarzen Zahlen erreichten die Schülerinnen und Schüler schon bei 92 verkauften Stück. «Wir hätten die Produktionskosten tiefer halten können, doch uns waren die Arbeitsbedingungen wichtig», erklärt Chiara Meyer. Darum wählten die Schülerinnen und Schüler eine Werkstatt für Menschen mit körperlicher Beeinträchtigung aus der Region als Produktionsstätte aus. Doch selbst die jüngsten Unternehmer werden derzeit von der Coronakrise erfasst. «Früher konnten wir an Messen für unsere Handyhüllen werben und diese auch dort verkaufen», sagt Meyer. Diese sind alle abgesagt, was einen Umsatzeinbruch zur Folge hatte. Auch abgesehen von der Konjunktur hat die Klasse Herausforderungen zu meistern. Etwa, wenn nicht alle gleich viel Zeit in das Projekt investieren wollen. Chiara Meyer hingegen ist die Leidenschaft für das Projekt anzumerken. Noch bis mindestens nächstes Jahr soll der Betrieb weitergehen. Dann endet die Simulation. Und auch die Firma? «Wir werden sehen, wie wir bis dann dastehen», sagt Meyer. Im Bereich Marketing und Kommunikation stehen die Gymischüler arrivierten Firmen schon mal kaum nach.