Ein neues Buch von René Salathé und Niklaus Starck verrät Wissenswertes über den Hausberg der Region Basel.
Der Gempen ist im Unteren Baselbiet fast allgegenwärtig. Still thront er über dem alltäglichen Treiben im Birseck, aber auch von den etwas weiter entfernten Leimentaler Gemeinden ist er als markantes, unverwechselbares topografisches Gebilde zu erkennen. Trotz dieser Omnipräsenz ist über den Hausberg der Region aber wenig bekannt. Die beiden durch ihre kulturhistorischen Publikationen in der Region bekannten Autoren René Salathé und Niklaus Starck wollen dies ändern.
Deshalb haben sie Ende des vergangenen Jahres eine Art Hommage an den Gempen in Buchform herausgegeben: «Der Gempen» heisst schlicht das mit vielen Bildern und Illustrationen versehene Werk, und wer sich in die Lektüre vertieft, dürfte einige Überraschungen erleben und neue Erkenntnisse gewinnen. So wissen wohl die wenigsten, dass die Schweizer Bundesversammlung 1902 die Konzession zum Betrieb einer Zahnradbahn von Dornach bis zum Aussichtsturm auf dem Gempen erteilte, allerdings nichts daraus wurde, weil das Geld fehlte und so der Gempen vom Massentourismus verschont geblieben ist.
Oder dass die Basler ab 1866 über 100 Jahre durch eine 16 Kilometer lange, grosskalibrige Druckleitung aus Eisen mit Trinkwasser aus Quellen am Gempen versorgt wurden. In lebendiger Erinnerung hingegen dürfte bei vielen noch das folgenschwerste Flugzeugunglück von Hochwald 1973 mit 108 Todesopfern sowie das grösste ungeklärte Verbrechen der Schweiz, der «Mordfall Seewen» von 1975, sein.
Ebenso spannend wie lehrreich liest sich die Exkursion ins 15. und 16. Jahrhundert, etwa mit einem ausführlichen Kapitel zur Schlacht bei Dornach 1499 oder über die intensive Solothurner Expansionspolitik, die erklärt, weshalb dieser Kanton heute auf dem Basel zugewandten Berg so präsent ist. Neben weiteren Kapiteln zu Sagen, Burgen und Ruinen widmet sich das Buch dem Gempen aber auch aus naturwissenschaftlicher Sicht, etwa seiner geologischen Urgeschichte und Struktur, die erklärt, warum die Basler zwar Wasser vom Grund des Gempens beziehen konnten, auf dem Plateau selber jedoch kein Dorfbach durch die Landschaft plätschert. Und so nebenbei hat es der Gempen seiner geologischen Struktur zu verdanken, dass dort einige der weltweit anspruchsvollsten Kletterrouten existieren.
Mit «Der Gempen» präsentieren René Salathé und Niklaus Starck ein Buch, das sich einerseits gut und flüssig liest, andererseits mit gründlicher Recherche und sauberen Quellenverweisen zu überzeugen versteht. Das Werk ist zwar speziell den Bewohnern des Gempens gewidmet, eignet sich aber auch bestens für alle, die mehr über den Berg vor der eigenen Haustür und seine Bedeutung für die Region erfahren wollen.
«Der Gempen» von René Salathé und Niklaus Starck. Porzio-Verlag, Breitenbach, 2021. Im Buchhandel zum Richtpreis von 25 Franken erhältlich.