Startseite
Basel
Baselland
In Zusammenarbeit mit der Bürgergemeinde und dem örtlichen Natur- und Vogelschutzverein stiess man auf eine simple Lösung: Die kontrollierte Beweidung durch Walliser Landschafe. Ihnen entkommt kein fremder Pflanzen-Fötzel.
Es ist ein Kampf gegen Windmühlen, den die kommunalen Umweltschutzkommissionen gegen invasive Neophyten zur Erhaltung und Förderung der Artenvielfalt führen. Die Zahl der Freiwilligen, die da beispielsweise dem Drüsigen Springkraut (Impatiens glandulifera) zu Leibe rücken wollen, schmilzt vielerorts dahin angesichts des aussichtslos erscheinenden Kampfes gegen die wuchernde grüne Übermacht. Das war vor einem Jahr für die Erschwiler Umweltschutzkommission (UWK) Anlass genug, nach Alternativen zum üblichen Ausreissen des Springkrauts zu suchen.
In Zusammenarbeit mit der Bürgergemeinde und dem örtlichen Natur- und Vogelschutzverein stiess man auf die kontrollierte Beweidung durch Walliser Landschafe. Vergangene Woche hatten Bevölkerung und weitere Interessierte Gelegenheit, die 17 Schafe und ihr nun völlig abgeweidetes 6500 Quadratmeter grosses und steiles Projektareal mit Wald- und Reute-Anteil im Gebiet «Schliff» auf 750 Metern über Meer zu besichtigen.
Gemeinde- und Bürgerrätin Sabine Ryser bedauerte, dass die Schafe ihre Sommer-Beweidung schon abgeschlossen hätten. Doch die anwesenden an die 20 Naturfreunde, darunter auch die beiden Förster Josef Borer und Martin Bühler, konnten sich dennoch ein gutes Bild über die Arbeit der von Pro Specie Rara in den 1980er Jahren vor dem Aussterben bewahrten Walliser Landschafe machen. «Nach dem Studium der Biologie in Basel und dem Abschluss meiner Masterarbeit über Feldhasen bin ich durch verschiedene Projekte auf die spannende Beweidung durch Tiere gestossen», stellte sich Florian Neumann kurz vor.
Seine Firma «Naturpflege Neumann» erhalte und pflege die unterschiedlichsten Lebensräume in Feld und Wald durch eine sorgfältig geplante und kontrollierte Beweidung mit Walliser Landschafen und Walliser Schwarzhalsziegen: «Die hier während vier Wochen eingesetzten Landschafe fressen sozusagen alles.» Tatsächlich präsentierte sich das sehr steile, vom drüsigen Springkraut vorher stark überwachsene Projektareal restlos abgefressen. Und das selbst unter Steinen.
«Das von der Gemeinde vorgegebene Hauptziel, die Bekämpfung der invasiven Neophyten, ist erreicht, aber auch das Brombeerendickicht ist verschwunden, was wiederum die Artenvielfalt von nachwachsender Flora und Fauna fördert», zog Neumann zum auch vom Lotteriefonds Solothurn unterstützten Projekt Bilanz.
In der Diskussion zeigten sich die um die Erhaltung der Artenvielfalt in Reuten und Wald besorgten Naturschützer beeindruckt von dieser neuen Art der Naturpflege, die durchaus zu einer Nische für Landwirte werden könnte. Nochmals zu sehen bei ihrer Arbeit sind die Schafe diesen Herbst während ihres zweiten Beweidungs-Einsatzes.
Das Walliser Landschaf stammt aus dem Ober- und Mittelwallis. Typisch für die ausgesprochen gebirgstaugliche Rasse sind die rollenförmige Behornung, die Ramsnase und die rotbraune oder schwarze Wolle. Es frisst nahezu sämtliche Pflanzenarten ab, unter anderem auch Brombeeren, Disteln, Brennnesseln, Neophyten oder gar Schilf. Auch verholzte Stängel, Blätter und feine Zweige von Sträuchern verschmäht es nicht, wobei es jedoch die Rinde verschont und somit keine Bäume schädigt. Auf Flächen mit Altgras kann es sehr gut zur Pflege eingesetzt werden.