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Der Baselbieter Wirtschaftskammer-Direktor hat einen von der FDP abgekoppelten Wahlkampf geführt. Das hat nicht funktioniert – er hat den Anschluss verloren. FDP-Doyen René Rhinow sieht nun den gemässigten Kurs von Parteipräsidentin Saskia Schenker gestärkt.
Rang Vier. Dabei hatte Christoph Buser alles in die Waagschale geworfen und eine der aufwendigsten Nationalrats-Kampagnen auf die Beine gestellt, die das Baselbiet je erlebt hat. Doch mit seinen knapp 13 700 Stimmen kam er weder an Balz Stückelberger (14 200), noch an Saskia Schenker (15 300) vorbei – geschweige denn an der Bisherigen Daniela Schneeberger mit ihren 19 100 Stimmen.
Am Wahlsonntag glänzte Buser durch Abwesenheit und reagierte auch nicht auf eine telefonische Anfrage der bz. Gestern kam der Rückruf – und eine Erklärung: Ein grippaler Infekt habe ihn Samstagabend erwischt, sagte der 48-Jährige. Der Direktor der Wirtschaftskammer Baselland tritt einer negativen Deutung seines Wahlergebnisses entschieden entgegen: «Ich habe erreicht, was mit meiner Ausgangslage im Bereich des Möglichen lag.» Er habe schliesslich schon am Nominierungsparteitag im April gesagt, dass seine Wahlchancen «alles andere als intakt» seien. Dies, weil er kurz zuvor aus dem Landrat abgewählt worden war. «Diese Niederlage wirkte sicher noch bis in den Herbst nach», so Buser.
Er hält fest: «Ich wollte der Partei helfen, und genau das habe ich getan.» Dass sein von der FDP abgekoppelter Wahlkampf – nicht einmal das Parteilogo prangte auf den Plakaten – im eigenen Lager für viel Unmut sorgte, kann Buser nicht nachvollziehen: «Ich nehme die Kritik zur Kenntnis, doch ich habe genau das gemacht, was ich angekündigt hatte: mein Netzwerk einzubringen.»
Es sei immer sein Ziel gewesen, keinen Parteien-Wahlkampf zu betreiben, sondern mit den Themen der Verbände, die er vertrete, zu den Leuten zu gehen. Buser erklärt: «Bei einem Infoanlass des von mir präsidierten Hauseigentümer-Verbandes wäre es nicht verstanden worden, wenn überall das FDP-Logo sichtbar gewesen wäre.»
Wie viel sein Wahlkampf gekostet hat, möchte Buser – wie auch seine Mitkandidaten – nicht offenlegen. «Aufwand und Ertrag passten», sagt er bloss. Ein Argument seiner Kritiker nimmt Buser aber auf: «Ich bin einverstanden: Die Stimmbevölkerung kann man nicht kaufen. Das war auch nie das Ziel.» Aber ist Rang vier auch ein Signal, sich nun ganz aus der Politik zurückzuziehen? «Die nächsten vier Jahre stellt sich die Frage eines politischen Mandates für mich sowieso nicht mehr.» Buser möchte sich aber weiter in der FDP zeigen und einbringen.
«Mit meinen Verbänden mache ich weiter Politik, da ändert sich gar nicht so viel.» Der Einfluss der Wirtschaftskammer oder anderer Verbände Busers dürfte nach dem Wahlsonntag allerdings kaum steigen. «Christoph Buser ist normales Parteimitglied und besetzt schon seit zwei Jahren keine leitenden Funktionen mehr. Die Rollen sind geklärt», sagt Parteipräsidentin Schenker. Sie, die in der bz selbst Kritik an den Plakaten Busers geübt hatte, möchte sich vorerst nicht mehr dazu äussern. «Welcher individuelle Wahlkampf der Partei wie viel gebracht hat, werden wir intern analysieren.»
Jemand, der Stellung nimmt, ist der ehemalige FDP-Ständerat und Staatsrechtsprofessor René Rhinow. «Das Einzelzüglein von Christoph Buser kam bei der FDP und offenbar auch bei den Wählern nicht so gut an», sagt der 76-Jährige zur bz. Schliesslich sei Buser von der FDP-Basis als ein Kandidat auf der freisinnigen Liste nominiert worden. «Das ist nicht dasselbe wie eine Ständeratswahl, bei der man Kandidat mehrerer Parteien oder unabhängig sein kann.»
Mit seinem Auftreten habe sich Buser explizit von der FDP abheben wollen, um andere Wähler anzusprechen. «Das hat nicht funktioniert», sagt Rhinow. Busers Position sieht er geschwächt: «Ohne politisches Mandat ist er in seiner Verbandsarbeit eingeschränkt.» Rhinow freut sich umgekehrt über den zweiten Platz Schenkers; «ihr ausgleichender Kurs wurde mit dem Wahlresultat gestärkt. Es gibt keinen Grund, ihn zu ändern».