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Familienbetriebe fürchten Konkurrenz am Samstagabend. Schon heute sei die Konkurrenz der Grossverteiler erdrückend. So müssen «Familienlädeli» einen deutlich höheren Einkaufspreis bezahlen als ihreGrossverteiler-Konkurrenz.
Seine Situation schildert Bekir Bükel gerne. Der Inhaber des Kleinbasler «Feldberg Lädeli» hat Zeit. «Bei diesem Wetter verkaufe ich vor dem Abend nur ein paar Wasser- und Bierflaschen», erzählt er. Geld verdiene er erst, wenn die grösseren Läden im Quartier geschlossen haben. Für diese gilt heute von Montag bis Freitag Ladenschluss 20 Uhr, am Samstag 18 Uhr, am Sonntag sind sie geschlossen. Als Familienbetrieb darf Bükel hingegen täglich bis 22 Uhr verkaufen – das nutzt er aus.
«Der beste Tag ist der Sonntag, die zweitbeste Zeit ist der Samstagabend.» Doch selbst dann laufen die Lebensmittel nicht mehr so gut wie früher. Viele Kleinbasler würden diese im nahen Ausland kaufen, beobachtet Bükel. Am Samstagabend verkauft er hauptsächlich Bier. «Wir warten jeden Abend, bis der Denner nebenan schliesst. Erst dann läuft etwas.»
Vor Denner-Ladenschluss habe er wenig zu tun: «Ich sitze im Laden, putze, surfe im Internet und spiele mit meinem Sohn.» Verkauft der Billigdiscounter nebenan künftig am Samstag zwei Stunden länger, befürchtet der Türke eine «Katastrophe»: «Nach etwa drei Monaten gehen wir dann wohl Konkurs. Den meisten anderen Quartierläden würde es ähnlich ergehen.»
Schon heute sei die Konkurrenz der Grossverteiler erdrückend. Der Besitzer des «Feldberg Lädeli» nimmt eine kleine Cola-Dose aus dem Regal. Beim Abholgrossmarkt Prodega bezahle er dafür 65 Rappen. Bei Denner im Regal ist dieselbe Dose günstiger zu haben: für 60 Rappen. Das führt dazu, dass Bükel einige Produkte für seinen Quartierladen bei seiner eigenen Konkurrenz bezieht. Der Lebensmittelladen seines Vorgängers hat deshalb nicht mehr rentiert. «Seit vier Jahren betreibe ich den Laden hauptsächlich als eine Art Kiosk.» Er helfe sich mit neuen Ideen: «Wir haben mehr Kaltgetränke im Sortiment und neu auch DVD.»
Er arbeitet bis 15 Stunden pro Tag
Könnte er sich mit einer Innovation nicht auch gegen neue Konkurrenz am Samstagabend behaupten? Bükel schüttelt den Kopf. «Ich arbeite jeden Tag 14 bis 15 Stunden und es reicht trotzdem kaum für meine Familie mit fünf Kindern. Soll ich künftig täglich 24 Stunden arbeiten?»
Doch längst nicht alle Familienbetriebe sehen einer Ausdehnung der Ladenöffnungszeiten der Konkurrenz derart pessimistisch entgegen. Margaritha Huber etwa vom Quartierladen «Tutti Frutti» im Gundeli rechnet zwar ebenfalls mit einer Einbusse am Samstagabend: «Die Laufkundschaft ginge flöten, doch unsere langjährige Kundschaft wird uns treu bleiben.» Die Gemeinsamkeit mit dem «Feldberg Lädeli»: Der Sonntag ist der umsatzstärkste Tag. Der Unterschied: Zwischen den verschiedenen Abenden stellt man im «Tutti Frutti» keine grossen Unterschiede fest. «Wir werden trotzdem über die Runden kommen. Aber es wird immer schwieriger.»