Trotz des Veranstaltungsverbots des Bundes wegen Corona gingen am 1. Mai einige Hundert Menschen auf die Strasse. Die unbewilligte Demonstration zog mit Fahnen und Bannern durch die Stadt.
Der unbewilligte Demonstrationszug bahnte sich am 1. Mai seinen Weg durch die Basler Innenstadt. Der Verkehr wurde an mehreren Orten blockiert. Die Demo der politischen Linken fand trotz des Veranstaltungsverbots und entsprechenden Weisungen des Bundes zum Schutz vor dem Coronavirus statt. Eine zwischenzeitliche Schätzung ergab mittlerweile rund 1000 Menschen, die teilnahmen. Von den üblicherweise an 1.-Mai-Anlässen anwesenden Baslern Politikern war Basta-Grossrätin Tonja Zürcher mit Mundschutz unter den Teilnehmern auszumachen.
Der Tross zog an der Mittleren Brücke und am Marktplatz vorbei, dann die Freie Strasse hoch und am Bankverein wieder Richtung Wettsteinbrücke und Wettsteinplatz. Die Banken UBS und Credit Suisse entlang der Route blieben dieses Jahr unverschmiert. Am Wettsteinplatz löste sich die Versammlung langsam auf. Jemand brüllte durchs Megaphon: «Sieg über die Polizei!». Weitere Slogans proklamierten «Klassenkampf, Feminismus und Ökosozialismus» oder «Fuck this shit».
Die Polizei markierte unter anderem mit Motorradpatrouillen Präsenz, liess den Zug aber marschieren. Damit folgte sie während des Demozugs der Basler Praxis, Eskalationen in der Menschenmenge zu vermeiden.
Im Vorfeld hatte die linke Basler Partei Basta noch einen Aufruf zur Teilnahme unterstützt, während sich die anderen Basler Parteien zurückhielten oder die Veranstaltung gar ablehnten. Das kümmerte die rund 1000 Personen wenig: Sie reihten sich dennoch in den Demo-Zug ein und zogen mit Bannern und Fahnen anlässlich des Tags der Arbeit durch Basel.
Unter Politikern, vor allem bürgerlichen, sorgte das Stattfinden und das Dulden der Demo angesichts der rigiden Lockdown-Massnahmen des Bundes für keinerlei Verständnis. So etwa bei SVP-Grossrat Joël Thüring:
Kundgebung von Linken in der Innenstadt trotz Verbot. Bisher nicht aufgelöst. Wenn 3 Pers. am Rheinbord nicht Abstand halten, werden sie ermahnt o. gebüsst von der Polizei. Bei linken Demos macht man nichts. Löst diese Kommunistenfasnacht auf! Sofort. @BaschiDuerr @prime_news_ch
— Joël Thüring🇨🇭 (@JoelThuering) May 1, 2020
Und auch bei CVP-Präsident Balz Herter, der ein schnelles Durchgreifen von FDP-Sicherheitsdirektor Baschi Dürr forderte:
Gewisse haben es nicht begriffen... @BaschiDuerr: Eingreifen und auflösen! https://t.co/ce7zr8lcz3
— Balz Herter (@BalzHerter) May 1, 2020
Doch auch Exponenten der SP äusserten sich deutlich zur dennoch durchgeführten Demo:
Zur Erinnerung: Die Massnahmen wurden ergriffen, um u.a. das Gesundheitspersonal vor der völligen Überlastung zu schützen. Die Massnahmen zu missachten ist nicht Solidarität, sondern Egoismus. bleibt zuhause! https://t.co/jpi3jUPbzF
— Moritz Weisskopf (@MoritzWeisskopf) May 1, 2020