Im Kanton Basel-Stadt laufen aktuell verschiedene Projekte, um Menschen, die sozial isoliert sind, besser einzubinden. Im Oktober kommen zwei sogenannte Plauderkassen dazu.
Ob an der Kasse im Denner, in der Migros oder im Coop: Es soll möglichst schnell gehen. Für einen kleinen Schwatz mit der Kassierin oder dem Kassier bleibt kaum Zeit – wenn denn überhaupt an einer Kasse mit Personal bezahlt wird. Mit sogenannten Plauderkassen will der Verein Gsünder Basel die kurzen Unterhaltungen an der Kasse zurückbringen und dadurch Menschen, die sich einsam fühlen, Kontakte ermöglichen. Im Oktober soll ein Pilotprojekt mit zwei solchen Kassen gestartet werden.
An diesen herrsche keine Eile, schreibt Stefanie Näf, die Geschäftsführerin von Gsünder Basel, auf Anfrage: Die Kundschaft könne sich Zeit nehmen und die Gelegenheit für einen Schwatz nutzen, das Kassenpersonal nehme sich Zeit für Gespräche mit Kundinnen und Kunden. Das Projekt solle die niederschwellige Vernetzung von Menschen ermöglichen und die Förderung des Gemeinschaftsgefühls vorantreiben, heisst es in einer Mitteilung.
In den Niederlanden und in Frankreich wurden solche Kassen bereits eingeführt, dadurch hätten sie auch die Idee gehabt, schreibt Näf:
«Wir haben uns sogar gefragt, weshalb uns so eine Idee nicht schon vorher in den Sinn gekommen ist. Sie ist doch genial.»
In der sechsmonatigen Pilotphase werden die zwei ersten Plauderkassen in der Region jeweils zwei Tage die Woche geöffnet sein. Gemeinsam mit freiwilligen Mitarbeitenden nimmt sich ausgewähltes Kassenpersonal der beiden Umsetzungspartner, der Toppharm Apotheke Gellert und der Migros-Filiale Gundelitor, Zeit für ein Gespräch – je nach Bedarf auch um mit den Kundinnen und Kunden einen Kaffee zu trinken oder auf einen Spaziergang zu begleiten.
Nach dieser Testphase will man die beiden Kassen nach Möglichkeit nahtlos weiterführen – und weitere Standorte prüfen. Unterstützt wird das Projekt mit 100'000 Franken von der Christoph-Merian-Stiftung (CMS) und zudem vom basel-städtischen Gesundheitsdepartement.
Annette Stöcker, Mitglied der Geschäftsleitung von Pro Senectute beider Basel, sagt auf Anfrage, dass Einsamkeit im Alter ein grosses Thema sei. Aber nicht nur bei Älteren:
«Auch Jüngere sind einsam, es ist unsere Gesellschaft, die das fördert. Man schaut vor allem für sich selber und dadurch leidet der Austausch.»
Durch Corona habe sich die Situation noch verschärft, viele seien etwas menschenscheu geworden.
Eine Umfrage des Bundesamts für Statistik von 2017 hat ergeben, dass sich jede dritte Person in der Schweiz manchmal oder oft allein fühlt. Die Basler SP hat bereits vergangenes Jahr eine Strategie gegen Einsamkeit im Kanton gefordert. Das Anliegen liegt derzeit beim Regierungsrat.
Derzeit gebe es in der Region nur wenige Angebote, die direkt in den Alltag integriert seien, wie es etwa die Plauderkassen sein werden, so Näf von Gsünder Basel. Dennoch sind diese nicht die einzigen Projekte, die es Menschen erleichtern sollen, der Einsamkeit zu entgehen: Im März hat das Stadtteilsekretariat Kleinbasel Plauderbänke im Kleinbasel installiert, die dazu einladen sollen, ins Gespräch zu kommen.
Und auch Pro Senectute beider Basel hat verschiedene Angebote: beispielsweise das Digitalcafé, in dem zudem der generationenübergreifende Kontakt gefördert wird. Und zwar dadurch, dass Studierende gemeinsam mit älteren Menschen technische Fragen klären. «Rund um das Thema entsteht dann ein Gespräch», so Stöcker. Das sei einfacher, als an einen Ort zu gehen und aus dem Nichts ein Gespräch über die eigenen Sorgen zu beginnen.
Stöcker befürwortet es, wenn aus den verschiedenen Angeboten in der Region ein Strauss an Möglichkeiten entstehe. So gebe es für alle eine passende Möglichkeit, um mit anderen ins Gespräch zu kommen.
Gute Idee. Bravo. Denn: Es tut doch gut, kann man sich austauschen. MENSCHLICHKEIT sollte allgemein bei uns wieder gross geschrieben werden. Ein Niederschwelliges Angebot für alle in Zeiten des WWWahnsinns... Doch, find ich gut. In France gibt es Plauderkassen schon länger - siehe Carrefour / Ille Napoleon in Mulhouse. Die Schweiz macht ja sonst auch alles der EU nach, wieso nicht mal etwas sinnvolles übernehmen?...”