Die offiziellen Eintrittspreise der Basler Museen werden nur von einer Minderheit bezahlt. Ein gutes Drittel der Besucher kommt gratis zur Kulturleisten, der Rest profitiert von teilweise erheblichen Rabatten.
Im März verbreiteten die Museumsdienste die frohe Botschaft, rund acht Prozent mehr Besucher hätten im vergangenen Jahr die Basler Museen besucht. Zugelegt habe vor allem die Fondation Beyeler, die ihr 20-Jahr-Jubiläum feierte und mit Sonderaktionen den Aufmarsch wohl einmalig um 47 Prozent steigerte. Erfolgreich war auch das Kunstmuseum, das die selbst gesteckte Erwartung von 300'000 Besuchern noch um zehn Prozent übertraf. Die zwei Kulturtempel übertrafen sich derart, dass der Besucherschwund anderer Museen mehr als kompensiert war.
Der «Schweiz am Wochenende» liegt eine interne Auswertung der Besucherstatistik 2017 vor, die nicht nur die staatlichen und baselstädtischen, sondern auch die privaten und regionalen Museen berücksichtigt. Sie zeigt, dass im Durchschnitt nur gerade 27 Prozent der Museumsgänger den ordentlichen Eintrittspreis zahlen. 36 Prozent profitieren von Gratiseintritten. Die übrigen 37 Prozent geniessen eine Form von Rabatt.
Die Anzahl der Gratiseintritte ist ein wohlgehütetes Geheimnis. Die «Tageswoche» war der Sache Anfang Jahr auf der Spur, als sie die Besucherzahlen des Jahres 2016 mit den Eintrittsgeldern verrechnete, die vom Historischen Museum und dem Museum für Kulturen in den jeweiligen Geschäftsberichten dokumentiert sind. Sie kam zum erstaunlichen Resultat, dass der Eintrittserlös pro Besucher beim Historischen Museum lediglich 1.40 Franken betrage – bei einem ordentlichen Preis von 15 Franken. Beim Museum der Kulturen lag der Durchschnittsertrag selbst unter Ausschluss der Gratiseintritte bei lediglich einem Franken.
Dass über die Zahl der verbilligten oder gar unentgeltlichen Eintritte ein Tuch des Schweigens liegt, erklärt sich aus einer Detailauswertung. Es ist ersichtlich, dass es keine einheitliche Strategie unter den Museen gibt, wie mit Rabatten und Gratiseintritten umzugehen ist. Eine Tendenz ist erkennbar: Je staatlicher finanziert ein Museum ist, desto höher ist der Anteil an Gratisbesuchern. Ob zufällig oder bewusst, ist nicht bekannt. Doch am offensivsten locken die Baselbieter Kultureinrichtungen mit Gratiseintritten vor allem auch um jugendliche Besucher.
Dass Besuchererfolg und restriktiverer Einlass von Gratisgängern nicht zwingend im Widerspruch stehen müssen, zeigt exemplarisch das Vitra Design Museum, das weniger als jeden fünften Besucher gratis ins Haus lässt. Doch der Zielkonflikt ist offenkundig und beschäftigt alle Museen gleichermassen: Einerseits sind sie auf Ticketeinnahmen angewiesen, andererseits auf hohe Besucherzahlen. Der internationale Trend geht dabei in eine Richtung, wie das Beispiel London zeigt: Mit Ausnahme der Sonderausstellung wird der Besuch staatlicher Museen gratis.
Philippe Bischof, bis im vergangenen Jahr Leiter der Abteilung Kultur Basel-Stadt, lancierte bereits vor drei Jahren den Vorstoss, die staatlichen Museen gratis zu öffnen. Sein damaliger Chef Guy Morin hat die Idee ebenso für grundsätzlich gut befunden, wie die amtierende Regierungspräsidentin Elisabeth Ackermann. Konkrete Massnahmen, sie auch voranzutreiben, sind nicht bekannt. Dabei ginge es nicht nur um eine Gegenfinanzierung, um die fehlenden Erlöse zu kompensieren. Ebenso heikel ist die Wahrung des labilen Gleichgewichts zwischen den staatlichen und den privaten Häusern, die stärker auf die Publikumseinnahmen setzen.
Das Resultat der nicht geklärten Situation ist ein Flickenteppich von Massnahmen. So beinhaltet die hohe Zahl an Gratiseintritten teils Schulklassen, teils ein Heer von Kulturinteressierten, die sich an der Kasse mit einem Ausweis legitimieren, Gratiseinlassen zu erhalten. In Basel-Stadt sind es jedoch auch die Happy Hours, die jedermann zum freien Eintritt einladen. Jeden ersten Sonntag im Monat sowie jeweils die letzte Stunde vor der Museumsschliessung ist frei. Doch auch hier gilt, dass für jedes Museum eigene Regeln gelten.
Unübersichtlich ist die Vielzahl an Rabattierungen, die beim Schüler- und Rentnerrabatt beginnen und über Gruppen- und Spezialrabatte bis zur faktische Preisnachlässe durch die zwei Museumspässe führt, die in der Region angeboten werden.
Wollen die Museumsdienste auch kommendes Jahr einen neuen Rekord ausweisen, ist der Weg klar: mehr Gratiseintritte.