An der Hochbergerstrasse 158 will der Kanton Basel-Stadt eine innovative Wohnform testen. Dafür ist nun eine Gruppe gesucht, die sich selbstverwaltetes Wohnen und Arbeiten vorstellen kann.
Das Basler Amt für Umwelt und Energie ist im November 2021 in den Neubau an der Spiegelgasse gezogen. Der ehemalige Standort an der Hochbergerstrasse 158 steht seither leer. Nun teilt der Kanton die Pläne mit.
30 neue Wohnungen und Gewerberäume sollen in der Liegenschaft entstehen. Dies im Rahmen des Wohnbauprogramms 1000+. Das Programm startete im Januar 2021, als die ersten Wohnungen am Hirtenweg bezogen wurden. Ziel ist, Wohnraum zu schaffen, der 15 bis 20 Prozent unter den durchschnittlichen Mietpreisen vergleichbarer Objekte liegt.
Genauer sollen über 1000 bezahlbare Wohnungen in Basel entstehen. Das ist die Aufgabe des Finanzdepartements. «Wir wollen Gas geben, um auf diese Anzahl preisgünstige Wohnungen zu kommen», sagt Barbara Rentsch, Leiterin Immobilien Basel-Stadt auf Anfrage. Insgesamt bestehe das Ziel bis 2035 über die ganze Stadt Basel 17, bis 2050 25 Prozent preisgünstigen Wohnraum haben. Den Wunsch danach habe die Bevölkerung mehrfach an der Urne bestätigt, unter anderem mit der Annahme der Initiative «Recht auf Wohnen» 2018.
Am Hirtenweg hätten bestehende Mietende in zwei Etappen neue Wohnungen beziehen können. Bis Ende Jahr werden 34 neue Wohnungen ausgeschrieben, sagt Rentsch. Hinzu kommen weitere Projekte im Rahmen des Wohnbauprogramms 1000+: In der Landauerstrasse werden zwei Überbauungen aufgestockt, 24 neue Wohnungen entstehen. Das Projekt Volta Ost stand lange still wegen Einsprachen, nun ist im April 2023 Spatenstich. Hier gibt es 80 neue Wohnungen. Und auch auf dem Baufeld 5 Volta Nord auf dem Lysbüchel-Areal sollen in drei Jahren 120 neue Wohnungen entstehen.
An der Hochbergerstrasse nun will der Kanton eine innovative Wohnform mit den Schwerpunkten Selbstorganisation, Gemeinschaftlichkeit sowie Wohnen und Arbeiten testen. Dafür wird laut Mitteilung eine Gruppe mit überzeugendem Konzept gesucht, eine Hausgemeinschaft also. «Wir machten uns Gedanken, welche Art von Wohnraum nötig ist», erklärt Rentsch das Ausschreiben. Rundherum habe es viele Genossenschaftswohnungen für Familien. Um eine Durchmischung zu fördern, würden nun 1- bis 3-Zimmer-Wohnungen gebaut. Ebenfalls habe man den Wunsch aus dem Quartier nach Gemeinschaftsraum berücksichtigt. Rentsch:
«Das Konzept ist also: kleinere, individuelle Wohneinheiten, aber Platz, um sich zu treffen und gemeinschaftlich zu wohnen.»
Im Untergeschoss des ehemaligen Bürogebäudes gibt es darum Ateliers zu mieten und im Erdgeschoss entstehen Co-Working-Spaces. Der gesamte Komplex soll von der Hausgemeinschaft selbstverwaltet werden. Dabei schaue man auch auf Pilotprojekte für gemeinschaftliches Wohnen, sei es global oder in der Schweiz.
Ein Beispiel ist etwa die Alte Trotte in Zürich. Das Wohnhaus aus dem 16. Jahrhundert gehört zu den schützenswerten Bauten und wurde von der Eigentümerin, der Stadt Zürich, umfassend umgebaut. Anschliessend konnte eine Wohngemeinschaft die zwölf Zimmer beziehen. Das Haus bietet zudem eine Gemeinschaftsküche, einen Wohnraum sowie mehrere Nasszellen.
Basel-Stadt orientiert sich derweil etwa an der Siedlung Ein Viertel in Winterthur. Die Liegenschaften gehören der Genossenschaft für selbstverwaltetes Wohnen und werden von den Bewohnenden selbstverwaltet. Das will man nun auch in Basel ermöglichen.