Fasnachts-Tram
Bei den BVB liegen die Nerven blank – Direktor Bruno Stehrenberger schiesst gegen die Basler Regierung

Der Zick-Zack-Kurs der Basler Regierung haben die BVB in die Bredouille gebracht. Nun müssen sie zeigen, was sie noch realisieren können.

Christian Mensch 2 Kommentare
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Mit der BVB an den Morgenstreich: Es braucht noch einen neuen Entscheid der Regierung.

Mit der BVB an den Morgenstreich: Es braucht noch einen neuen Entscheid der Regierung.

Roland Schmid

BVB-Direktor Bruno Stehrenberger gilt als besonnenes Gemüt. Am Donnerstag, elf Uhr nachts, verlor er jedoch die Contenance. Per Facebook machte er seinem Ärger Luft: «Es braucht ja viel, bis mir der Kragen platzt, jetzt ist es aber bald so weit.»

Nachdem die Basler Regierung vor gut einer Woche pandemiebedingt eine Fasnacht light mit eingeschränkten ÖV angeordnet hatte, stellten die BVB ihre Planung für einen Fasnachtsfahrplan ein.

Nach dem neuen Regierungsentscheid, nun doch eine normale Fasnacht minus Cortège zu erlauben, sahen sie sich nicht mehr imstande, die Planung wieder aufzunehmen. Oder wie sich der neue Fahrplanplaner auf LinkedIn rechtfertigte: «Die Vorlaufzeiten und Fristigkeiten, die üblicherweise eingehalten werden, sind schon lange verstrichen.»

Die Provokation des BLT-Direktors, die Wirkung zeigte

Regierungspräsident Beat Jans versuchte die Not zu kaschieren: Es soll eine Fasnacht der Aktiven und ohne zusätzliches ÖV-Angebot bleiben, erklärte er gegenüber dem «Regionaljournal». Doch spätestens nachdem der spitzzüngige BLT-Direktor Andreas Büttiker lauthals verkündet hatte, seine gelben Trams stünden selbstverständlich für einen Einsatz bereit, war die BVB-Position nicht mehr haltbar.

Andreas Büttiker, Direktor BLT, stichelt gekonnt: Die BVB mussten reagieren

Andreas Büttiker, Direktor BLT, stichelt gekonnt: Die BVB mussten reagieren

gregorbraendli.com

Regierungsrätin Esther Keller gab dem ausgelagerten Regiebetrieb den Auftrag zu prüfen, was doch noch an Fahrten möglich sein könnte. Während hinter den Kulissen der BVB-Apparat folglich wieder hochgefahren wurde, hatte die Medienabteilung die undankbare Aufgabe, trotzig weiter zu behaupten, es würden Jans’ präsidiale Worte gelten: kein Tram.

Aufgrund informeller Informationen wusste es diese Zeitung besser und schrieb bereits in der gestrigen Ausgabe: «Morgenstreich-Trams sollen nun doch fahren». Erst Stunden nach Redaktionsschluss bestätigte Stehrenberger per Facebook die Information: «Wir versuchen in der verbleibenden Zeit nochmals ein Planung aufzusetzen, welche einen geordneten Antransport zum Morgenstreich sicherstellt.»

BVB müssen noch auf Weisung von oben warten

Als dünnhäutige Reaktion auf Büttikers Provokation, ergänzte Stehrenberger: «Es ist ein riesiger Unterschied, ob zwei [BLT-]Linien vom Land durch die Stadt nochmals geplant werden müssen oder neun [BVB-]Linien in der Stadt und somit das ganze Netz.» Die Planung der Verkehrsbetriebe ist das eine, die politische Ansage ist das andere. Denn offiziell gilt weiterhin der Beschluss der Basler Regierung vom Dienstag, dass es keine Fasnachtssonderfahrten gebe.

BVB-Direktor Bruno Stehrenberger wehrt sich per Facebook

BVB-Direktor Bruno Stehrenberger wehrt sich per Facebook

Kenneth Nars / BLZ

Stehrenberger sagt im Gespräch, es sei undenkbar, dass die BVB den Fahrbetrieb ohne neuen Regierungsratsbeschluss aufnehmen werden. Und da die Fäden auch zur Baselbieter Regierung heiss laufen, werden auch die BLT-Trams nur nach einem baselstädtischen Kurswechsel ihre Depots verlassen können. Ein solcher soll an der nächsten Sitzung am Dienstag kommende Woche beschlossen werden.

Die Fahrt zum Morgenstreich per Tram scheint gesichert, doch mehr nicht. Nachtfahrten, die zu einem normalen Fasnachtsfahrplan gehören, wird es keine geben. Dies auch noch zu organisieren, sei in der verbleibenden Zeit einfach nicht möglich, sagt Stehrenberger.

2 Kommentare
Christian Klemm

Erich Schorro-Gerber hätte die Krise natürlich schon vor dem Frühstück gelöst gehabt. Und sich von Pratteln BL aus über andere Kantonsregierungen mokieren… ein Gang über ganz dünnes Eis.