Die altehrwürdige Kunsteisbahn Margarethen soll für den Breitensport mit möglichst geringem Aufwand erneuert werden. Für die Vereine hingegen müsse eine neue Eishalle her. Das hat der Basler Grosse Rat entschieden. Nun ist wieder die Regierung am Zug.
In der seit Jahren geführten Diskussion um die Sanierung der altehrwürdigen Kunsteisbahn Margarethen hat der Basler Grosse Rat am Mittwoch nun wichtige Grundsatzentscheide gefällt: Das vom Regierungsrat Ende 2019 vorgelegte, rund 45 Millionen Franken teure Sanierungsprojekt ist vom Tisch. Das Parlament hat auf Antrag der vorberatenden Justiz-, Sicherheits- und Sportkommission (JSSK) sowie der Bau- und Raumplanungskommission (BRK) Rückweisung des Geschäfts beschlossen. Der Entscheid fiel mit 77 Ja-Stimmen bei 8 Enthaltungen, aber keiner einzigen Gegenstimme überaus deutlich aus.
Damit die Regierung eine Idee hat, in welche Richtung es stattdessen gehen soll, hat der Grosse Rat eine Motion der beiden Kommissionen überwiesen. Darin wird einerseits eine deutlich günstigere und rasche Minimalsanierung der Kunschti Margarethen für den Freizeit- und den Schulsport gefordert. Maximal 25 Millionen Franken dürften es sein, fand etwa BRK-Präsident Jeremy Stephenson (LDP). Zudem verlangt der Vorstoss von der Regierung die Planung einer neuen, zweiten Eishalle (neben der bestehenden St.-Jakob-Arena) für den Vereinssport. Diese könnte laut groben Schätzungen des zuständigen Regierungsrats Conradin Cramer (LDP) 25 bis 30 Millionen Franken kosten.
Insgesamt kämen die beiden Vorhaben mit bis zu 55 Millionen Franken demnach noch teurer als das nun verworfene Sanierungsprojekt der Regierung. Letzteres hätte, so JSSK-Präsidentin Danielle Kaufmann (SP), neben den baulichen Erneuerungen keine Verbesserungen für die Nutzenden – «weder zusätzliche Eisflächen noch zusätzliche Eisminuten» – gebracht. Dies wäre mit einer zusätzlichen, neuen Halle anders. «Eine solche Halle ist zwar teuer, bringt aber einen klaren Mehrwert», fügte Thomas Widmer-Huber (Mitte-EVP) an. Er forderte, die Regierung möge doch bei der Planung und Ausführung weitere Player (etwa aus dem Baselbiet) ins Boot holen, um die Kosten für den Stadtkanton im Rahmen zu halten.
Das Projekt der Regierung habe zu viele und zu unterschiedliche Ansprüche unter demselben Dach zu vereinen versucht, führte SP-Fraktionssprecher Stefan Wittlin aus. So sollte der Standort Margarethen den Eissportvereinen weiterhin eine Heimat bieten; diese müssen mindestens sechs bis sieben Monate trainieren und spielen können. «Zugleich können wir aus ökologischen Gründen für den Breitensport dort nicht während sechs bis sieben Monaten Eis produzieren», sagte Wittlin. Dies auch, weil die Winter generell wärmer geworden seien. Es müsse nun gelingen, die beiden Nutzungen zu entflechten, die Motion der beiden Kommissionen beabsichtige dies.
Dass die 1934 eröffnete Kunsteisbahn Margarethen saniert werden soll, war im Parlament unbestritten. Mehrere Redner verwiesen auf den hohen emotionalen Wert der Anlage in der Bevölkerung, der Stadt und der Region. «Für viele Menschen ist die Kunschti mit ersten Schwüngen im Eis und damit mit schönen Kindheitserinnerungen verbunden», gab Catherine Alioth (LDP) zu bedenken. Am selben Standort die sanierungsbedürftige Anlage abzureissen und durch eine völlig neue Eisbahn zu ersetzen, wäre kaum möglich: Die Anlage auf Binninger Boden ist zwar (noch) nicht formell denkmalgeschützt, findet sich aber im Bauinventar des Kantons Baselland.
Daneben wurden in den letzten Jahren weitere Sanierungsideen gewälzt, zum Beispiel die komplette Einhausung der heutigen Kunschti. Dies ist allerdings wegen der Hanglage unmöglich. Demgegenüber wäre die ebenfalls diskutierte Variante einer komplett unterirdischen Halle wohl noch wesentlich teurer als das nun beschlossene Vorgehen.
Sportdirektor Cramer drang mit seinen erneuten Werbeanstrengungen für die Regierungsvariante beim Parlament nicht durch. Dennoch sprach er hinterher von einer «versöhnlichen Debatte». Zu der im Zusammenhang mit einer neuen Halle geforderten Prüfung von Synergien sagte Cramer zum Schluss: «Ich möchte das nicht mit einer neuen Schwimmhalle verbinden. Letztere sollte meines Erachtens deutlich früher kommen.» Cramer stellte aber in Aussicht, die Planung der Eishalle mit der ebenfalls vom Grossen Rat geforderten Halle für Publikumsanlässe anzugehen.