Trotz verschlechterter Geschäftslage vieler Ostschweizer Firmen ist am Konjunkturforum «Zukunft Ostschweiz» auch deutlich geworden: Unternehmen üben sich in Zuversicht und haben positive Erwartungen an die weitere Entwicklung.
ST. GALLEN. «Die Aufwertung des Frankens ist noch immer happig, aber dank der leichten Abschwächung seit Sommer kann die Wirtschaft etwas durchatmen.» Mit diesem Votum machte Jan Egbert Sturm, Leiter der ETH-Konjunkturforschung KOF, den Anfang am Konjunkturforum der IHK St. Gallen-Appenzell und der St. Galler Kantonalbank (SGKB). Peter Eisenhut, Managing Partner der Beratungsfirma Ecopol, doppelte nach: Zwar beurteilten viele Industriebetriebe ihre Geschäftslage und, als Folge von Preissenkungen, die Ertragslage schlechter als vor einem Jahr, und der Detailhandel dürfte dieses Jahr 2% Umsatz verlieren – das dickste Minus seit 35 Jahren. Aber die Erwartungen an die kommenden Monate seien doch leicht optimistisch.
Im Konjunkturtalk sagte Rolf Frei, Finanzchef der SFS Group, als Folge der Frankenaufwertung fehlten dieses Jahr 40 Mio. Fr. in der Kasse – «Geld, das für Investitionen an unseren Schweizer Standorten fehlt». Um Marktanteile zu verteidigen und die Auslastung auf gutem Niveau zu halten, habe SFS ihre Preise in Euro nicht erhöht, erhalte dafür aber weniger Franken. Dank der SFS-Auslandfirmen werde die Gruppe aber dennoch eine operative Marge im Zielkorridor von 12% bis 13% erreichen.
SGKB-Chef Roland Ledergerber bestätigte: Die Bank mache derzeit kaum kommerzielle Finanzierungen – «es wird nicht mehr investiert. Das gibt mir zu denken für den Wirtschaftsstandort Ostschweiz.» Zudem erläuterte er das Problem der rekordtiefen Zinsen: Die Kunden halten aktuell viel Liquidität. Die Bank kann diese nur begrenzt bei der Nationalbank parkieren, weil diese sonst Negativzinsen verlangt. Selber aber kann die SGKB den Sparern keine Negativzinsen aufbürden, weil sonst Kunden Gelder en masse abzögen. Mit diesen Geldern refinanziert die SGKB langfristige Festhypotheken und muss deswegen das Risiko von Abzügen absichern – und das kostet Geld.
Ivo Dietsche, Leiter Verkaufsregion Coop Ostschweiz-Ticino, rechnet für 2015 mit 2% weniger Umsatz. Auf 2 Mrd. Fr. seien das 40 Mio. Franken. «Das spüren wir schon», um so mehr, als von 100 Umsatzfranken in der Kasse nur 1.70 Fr. blieben. Dietsche meint aber, ab Mitte 2016 wieder etwas zuversichtlicher sein zu können. Frei erwartet, dass SFS 2018 wieder das Niveau von 2014 erreicht, und Ledergerber rechnet für 2016 mit einem Gewinn auf Höhe 2015, leicht tiefer als 2014.