Der Thurgauer Daniel Hubmann gewann an der WM in Italien schon zwei Silbermedaillen. Heute über die Mitteldistanz kann er eine weitere Medaille gewinnen. Ziel bleibt der fünfte WM-Titel – und eine gemeinsame Staffel mit Bruder Martin.
ORIENTIERUNGSLAUF. Das Prozedere wiederholte sich nach dem WM-Rennen über die Langdistanz: Daniel Hubmann konnte wie schon nach dem Sprint von allen Seiten Gratulationen für die Silbermedaille entgegennehmen. Der Thurgauer freute sich über die insgesamt sechste Silbermedaille an einer WM. «Dass ich in jedem Rennen zum Favoritenkreis gezählt werde, werte ich als Kompliment», sagt Daniel Hubmann über seine Allrounderqualitäten.
Als Nummer eins der Welt mit vier Goldmedaillen, sechs Silber- und vier WM-Bronzeauszeichnungen sind allerdings nicht zweite Plätze sein Ziel. Und dennoch: «Silber ist nicht gleich Silber», sagt der OL-Ausnahmekönner aus Eschlikon. «Mit Silber über die Langdistanz kann ich zufrieden sein. Dort habe ich nicht Gold verloren.» Dies im Gegensatz zum WM-Sprint. Danach hatte er Mühe, sich auf die nächsten Rennen zu konzentrieren. «Grundsätzlich starte ich, um zu gewinnen. Dafür trainiere ich.» Dass die Konkurrenz von Jahr zu Jahr steige, sei zwar eine Tatsache, ändere aber nichts an seiner Zielsetzung, so Daniel Hubmann.
Im Sprint und auf der Langdistanz war der 31jährige Ostschweizer schon Weltmeister, über die heute in Asiago stattfindende Mitteldistanz noch nie. Die Chancen auf Gold sind für den dreifachen Weltcup-Saisonsieger intakt. Als Kronfavorit gilt allerdings Dauerrivale Thierry Gueorgiou. Der Franzose hat bereits den ersten Fernvergleich am Mittwoch für sich entscheiden können und insgesamt schon siebenmal über die Mitteldistanz triumphiert. «Über seine Stärke bin ich nicht überrascht», sagt Hubmann. Angreifen wird er den Franzosen so oder so.
Trotz noch selten optimaler Rennen läuft sich Daniels Bruder Martin Hubmann Jahr für Jahr näher an die Weltspitze heran. Statistisch hat er in der Mixed-Staffel Zeit und einen Rang verloren. Der mit einer schwedischen Läuferin befreundete WM-Debütant musste allerdings zweimal an einer Weggabelung die entfernteren Posten holen als Teamkollege Matthias Kyburz. «Logisch, dass meine Zeit schlechter war», sagt Martin Hubmann. «Unabhängig davon kann ich mit meiner Leistung in den bisherigen WM-Auftritten in Italien zufrieden sein.»
Die Hubmanns, die 2013 alle nationalen Titel gemeinsam inne hatten, gewannen zusammen an dieser WM bisher in jedem Rennen eine Medaille und sind damit weltweit die aktuell erfolgreichsten OL-Brüder. Irgendwann wollen die Thurgauer gemeinsam in einer WM-Staffel laufen. Martin soll noch einige Jahre gegen den älteren Bruder Daniel laufen und dann dessen Leaderrolle übernehmen.
Etwa so, wie Judith Wyder bei den Frauen die von Simone Niggli hinterlassene Lücke schloss. Matthias Niggli, Chef Leistungssport des Schweizer Verbands, sieht den Grund von Wyders aktuellen Erfolgen mit zweimal WM-Gold und einmal Bronze nicht im direkten Zusammenhang mit dem Abschied seiner Frau. «Judith hat sich im vergangenen Jahr in jeder Beziehung weiterentwickelt.» Und hinter Wyder drängt eine ganze Gruppe nach: Rahel Friedrich, Sarina Jenzer, Ines Brodmann, Julia Gross. «Sie treiben sich gegenseitig an. Auch deshalb sind wir erfolgreich», sagt Matthias Niggli. Bei den Männern spielt dieses System seit Jahren.