Die Migros wird zum Hausarzt

Grossübernahme in der Gesundheitsbranche: Die Migros will die 22 Gemeinschaftspraxen des Krankenversicherers Swica erwerben.

Roger Braun/Kaspar Enz
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In Teufen bereits unter einem Dach vereint: Das Gesundheitszentrum Santémed und die Migros. (Bild: Ralph Ribi)

In Teufen bereits unter einem Dach vereint: Das Gesundheitszentrum Santémed und die Migros. (Bild: Ralph Ribi)

Seit 2010 hält die Migros eine Mehrheit an der Medbase AG, die an 17 Standorten Gesundheitszentren betreibt. Nun will die Detailhändlerin im grossen Stil expandieren. Sie plant, über die Medbase die Santémed zu übernehmen, wie mehrere Quellen gegenüber der Ostschweiz am Sonntag bestätigen. Die Santémed ist eine Tochter des Krankenversicherers Swica und betreibt in der Schweiz 22 Gemeinschaftspraxen. Mit der Übernahme würde der Detailhandelsriese auch zum grössten Anbieter für Hausarztmedizin.

Experten sehen Logik

Über diesen Schritt sei in der Branche schon länger gemunkelt worden, sagt Felix Schneuwly, Krankenkassenexperte des Internet-Vergleichsdienstes Comparis. Die Migros beabsichtige schon seit längerer Zeit, im Gesundheitswesen zu wachsen. Angesichts der zunehmenden Teilzeitarbeit in der Branche und der steigenden Kosten für die Technologie sei die Tendenz zu grösseren Einheiten folgerichtig. Auch Gesundheitsökonom Willy Oggier sieht die Logik dieser Übernahme. Swica sei von Seiten der Ärzte schon länger unter Druck gestanden, die Praxen abzustossen. Dass im Gegenzug Detailhändler ins Gesundheitswesen vorstossen, hält er für sinnvoll. Nicht zur geplanten Übernahme äussern wollen sich die Sprecher von Migros und Swica.

Junge wollen Teilzeit arbeiten

Gemeinschaftspraxen sind seit Jahren auf dem Vormarsch. Ein wichtiger Grund dafür ist der Ärztemangel. Für traditionelle Einzelpraxen wird es immer schwieriger, Nachfolger zu finden. Junge Ärzte arbeiten lieber Teilzeit und teilen sich die Verantwortung. Gruppenpraxen sparen aber auch Kosten. Ärzte sind längst nicht die einzigen, die Gemeinschaftspraxen betreiben. Versicherungen und private Investoren drängen ebenfalls in den Markt. Ärztevertreter stehen dem allerdings skeptisch gegenüber. Sie befürchten Interessenkonflikte.

Mehr zum Thema in der Ostschweiz am Sonntag vom 20. September.