Triebfedern kultureller Vielfalt

Im Palace wurden gestern abend die städtischen Anerkennungs- und Förderungspreise verliehen. Geehrt wurden der Vexer-Verleger Josef Felix Müller sowie Annina Stahlberger und Gerhard Oetiker vom Verein Megliodia.

Beda Hanimann
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«Jede Aufmunterung ist wertvoll»: 31 Jahre nach dem Aufmunterungspreis als Künstler erhielt Josef Felix Müller gestern einen Anerkennungspreis als Verleger. (Bild: Urs Bucher)

«Jede Aufmunterung ist wertvoll»: 31 Jahre nach dem Aufmunterungspreis als Künstler erhielt Josef Felix Müller gestern einen Anerkennungspreis als Verleger. (Bild: Urs Bucher)

Ein kleiner Wermutstropfen musste sein, am alljährlichen Fest der St. Galler Kultur, bei der Übergabe der Anerkennungs- und Förderpreise. Stadtpräsident Thomas Scheitlin erinnerte vor dem Loben an die düsteren finanziellen Aussichten. Der Gürtel müsse derzeit auch im kulturellen Bereich enger geschnallt werden. Unterbliebene Budgetkürzungen und kulturelle Projekte wie der eben zusammen mit anderen Städten lancierte Comic-Preis sollten jedoch zeigen, dass die Stadt auch in schwierigen Zeiten bewusst die kulturelle Vielfalt pflege. Mit den Anerkennungs- und Förderungspreisen zeichne man die «Exponenten eines reichen städtischen Kulturlebens» aus.

Der Künstler als Verleger

Ein Abbild dieser Vielfalt ist für sich schon das Programm des Vexer Verlags, dessen Gründer und Verleger Josef Felix Müller den Anerkennungspreis erhielt. 115 Projekte in 28 Jahren, allein schon diese Zahl habe die Kulturkommission für auszeichnungswürdig befunden, sagte Laudator Rainer Stöckli in feiner Ironie – und wusste natürlich weitere Argumente. Müller überzeuge mit einem kecken Umgang mit Poetischem aller Art in seinen Titeln, mit überraschender Themensetzung und mit grosser Verantwortung für Gestalt und Gestaltung. Dank «Vexierer Müller» könne und solle sich St. Gallen weiterhin mit gutem Gewissen als Buchmacherstadt brüsten.

In seiner Verdankung sprach auch Müller die Vielfalt an, als Erklärung dafür, warum der Künstler Müller auch zum Verleger Müller geworden sei. «Ich nähre mich von der kulturellen Vielfalt, der Wunsch nach kulturellem Austausch steht am Anfang des Verlags», sagte er.

Einer der beiden Förderungspreise ging an die Fotografin Katalin Deér. Kristin Schmidt würdigte ihren untrüglichen Blick auf die gebaute, von Menschen belebte und geprägte Kulturlandschaft. «Was nützt der gebaute Raum, wenn niemand hinsieht und wir ihn nicht bewusst erleben?» fragte sie rhetorisch. Katalin Deér gebe der zweidimensionalen Fotografie den Raum zurück und verleihe ihr Körperlichkeit. Die zur Laudatio eingeblendeten Beispiele belegten es eindrücklich.

Musik an überraschenden Orten

Ebenfalls einen Förderungspreis erhielten Annina Stahlberger und Gerhard Oetiker vom Verein Megliodia. Dieser steht für die Lust, an überraschenden Orten wie in Schaufenstern oder einer Mühle zu musizieren. Norbert Schmuck lobte das Ansinnen des Vereins, «ambitionierte Kinder- und Jugendprojekte zu fördern und durchzuführen – damit aber nicht Begabtenförderung zu betreiben, sondern zu zeigen, was alles möglich sei, wenn hartnäckig, gezielt, unermüdlich und mit Lust auf ein gemeinsames Ziel hin gearbeitet werde». Als Kostprobe umrahmten Stahlberger, Oetiker und ihr Megliodia-Orchester für Tiefe Streicher die Feier.

Die Träger der diesjährigen Werkbeiträge sind auf dieser Seite bereits vorgestellt worden. Es sind dies Veronika Brusa (Mode-Design), Matthias Peter (Zeitgeschichte), Alfons K. Zwicker (Musik) sowie Martina Weber und Jiajia Zhang (beide Bildende Kunst).