15 Jahre nimmermüde Slam-Stadt

St. Gallen gehört zu den grossen Slam-Städten in der Schweiz. Das untermauern zwei Fakten: Am Freitag wird das 15. Slam-Jahr gefeiert, zusammen mit dem gleich langen Bühnenjubiläum von Etrit Hasler. Und im März trägt man die Schweizer Meisterschaften aus.

Andreas Stock
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Etrit Hasler, hier noch mit langen Haaren. (Bild: pd)

Etrit Hasler, hier noch mit langen Haaren. (Bild: pd)

ST. GALLEN. Er ist einer der dienstältesten Slam-Veranstalter in der Schweiz. Seit fünfzehn Jahren organisiert Lukas Hofstetter in St. Gallen Poetry Slams. Doch von Müdigkeit ist bei ihm keine Spur: «Es macht immer noch viel Spass», sagt er. Die Szene sei weiter am Wachsen und dennoch fast familiär verbunden. Am Anspruch, mit Wortkunst zu unterhalten, die dem Publikum auch etwas mitgeben will, habe sich nichts geändert. Rund 20 Veranstaltungen pro Jahr organisiert er, wobei Wettbewerbe beim Publikum besonders beliebt sind.

Titelträger auf der Bühne

So ein Wettbewerb steht am Freitag auf dem Programm. Bei einem Slam, der im Zeichen des 15jährigen Bestehens von «Slam-Gallen» steht. Mehrfache Sieger früherer Wettbewerbe und Meisterschaften werden auftreten: Katja Hofmann, René Sydow, Nik Salsflausen und Christian Ritter aus Deutschland, der zweifache Schweizer Meister Christoph Simon, Marvin Suckut aus Basel und Marco Gurtner aus Thun. Und wie gewohnt entscheidet das Publikum über den Sieger.

Hasler wird «geröstet»

Zusammen mit Slam-Gallen feiert ein Urgestein der St. Galler Slam-Szene sein 15jähriges Bühnenjubiläum: Etrit Hasler. Der SP-Politiker, Initiant des «Dichtungsrings» und freie Journalist ist an Hunderten von Slams aufgetreten; er gehört zum sonntäglichen Tatwort-Trio und hat unzählige Slam-Veranstaltungen moderiert. Etrit Hasler wird an diesem Abend ebenfalls gefeiert – und das in Slam-familiärer Weise auf liebevoll-bösartige Weise. Mit einem sogenannten «Roasting». Dabei handelt es sich um ein US-amerikanisches Comedy-Format, in dem jemand von anderen verbal durch den Kakao gezogen wird. Damit das nicht zu brav ausfällt, sind mit Hazel Brugger und Jurij Santschi zwei Lästerzungen engagiert worden, sekundiert von Haslers langjährigem Moderationspartner Richi Küttel.

Ein untrügliches Zeichen dafür, dass St. Gallen zu den wichtigen Slam-Hochburgen in der Schweiz gehört, ist die Tatsache, dass man kommenden März nach 2011 erneut die Schweizer Meisterschaft austragen wird.

Meisterschaft wird grösser

Im Vergleich mit der Meisterschaft 2011, betont Lukas Hofstetter, werde erst so richtig deutlich, wie enorm sich die deutschsprachige Slam-Szene entwickelt habe. Während drei Tagen (17. bis 19. März) gebe es gut doppelt so viele Veranstaltungen wie damals. Das U20-Finale mit acht kantonalen Meistern wird die Meisterschaft eröffnen, bevor am zweiten Tag die Vorrunden im Einzel- und Teamwettbewerb stattfinden. Um die 36 Startplätze, weiss der Slam-Veranstalter, dürften rund 50 aktive Slammer buhlen.

Ein Ort zum Experimentieren

Zwar gebe es immer wieder Unkenrufe über eine Kommerzialisierung der Szene, aber Lukas Hofstetter sieht das anders. Die Slam-Poeten seien immer noch ein sehr eigenwilliger, unkonventioneller «Haufen», der sowohl national wie auch im deutschsprachigen Raum ohne Verbandsstrukturen auskomme. Die Veranstalter – in der Schweiz sind es knapp 30 Leute– treffen sich einmal im Jahr, um die Meisterschaften zu vergeben.

Obwohl sich mittlerweile zahlreiche Slammer, wie beispielsweise Nora Gomringer, Gabriel Vetter oder Hazel Brugger, in literarischer Weise oder mit Bühnenprogrammen profilieren, hätten sie die Lust am Slam oft nicht verloren. Es sei für sie immer noch eine Möglichkeit, Dinge auszuprobieren. «Denn nirgends fällt die Reaktion des Publikums so direkt und spontan aus wie auf einer Slam-Bühne», sagt Lukas Hofstetter.

Fr, 18.12., 21 Uhr, Grabenhalle