Die Ausstellung «AnsichtSachen» gibt lokalen Künstlerinnen und Künstlern Ende Oktober für drei Tage eine Plattform. Auf der Sammelstelle in Muhen ist die 62-Jährige bekannt: Dort findet sie laufend neue Objekte und Materialien für ihre Kunst.
Zwölf Kunstschaffende aus Muhen stellen vom 28. bis 31. Oktober gemeinsam ihre Werke aus. Die Ausstellung «AnsichtSachen», organisiert von der Kulturkommission Muhen, war ursprünglich in einem grösseren Rahmen für das Dorffest 2020 geplant. Es musste wegen der Pandemie aber abgesagt werden und wird nun in der Schule Egg nachgeholt.
Zu bestaunen oder kaufen sind unter anderem Bilder von Ursula Peyer. Die Künstlerin ist seit 34 Jahren in Muhen zu Hause. Sie wirkte zwölf Jahre in der Kirchenpflege und leitete bis vor kurzem zehn Jahre lang den Senioren-Mittagstisch. Künstlerisch ist sie vor allem für ihre Bilder bekannt, auf denen sie Menschen und Figuren abstrakt hervorhebt. Oder für ihre riesigen Blumentröge aus Beton. Für die neueren Werke macht sie sich nun Rost als natürliches Material zunutze. Dafür taucht sie die unterschiedlichsten Materialien in ein rostförderndes Lösungsmittel.
Auf der Sammelstelle in Muhen ist die 62-Jährige bereits eine bekannte und gern gesehene Kundin. Denn ausgerechnet dort findet sie laufend neue Objekte und Materialien. Was andere wegwerfen, nutzt sie für ihre Kunst. So verpasste sie vor kurzem zwei Behältern dank viel Rost ein komplett neues Aussehen.
Ihre Bilder hingegen hält sie meistens in matten Farbtönen, mal wirken sie verspielt, mal beschwingt, dann wieder melancholisch. Sie beginnt beim Malen immer mit einer dunklen Farbe, die dann Schicht um Schicht heller wird. Erst während des Malprozesses erscheinen ihr aus den aufgetragenen Farbschichten und Linien Figuren, die sie mit einem Spachtel aus dem Bild hervorholt, wie sie sagt.
Für die Ausstellung in Muhen fertigte sie ein grosses abstraktes Landschaftsbild an. Es deutet eine Wiese voller Hortensien an. «Ich liebe diese kräftigen rosa Töne», sagt sie. Für das Bild mischte sie an einem Sonntag stundenlang Hunderte Farben übereinander. «Nur so wirkt das Bild lebendig.» Obwohl Peyer gelernte Floristin ist, setzt sie nur selten auf Blumen: «Bei mir sind in der Kunst die Blumen schwarz-weiss oder abstrakt dargestellt. Man kann eine Blume mit all ihren Details und Farben niemals so abbilden, wie sie wirklich ist.» Sie arbeite stets gerne mit Pigmenten. «Aquarell ist nicht meine Welt», sagt sie.
Vor Veränderungen scheut sie sich keineswegs: «Ich nehme manchmal auch ein fertiges Bild von der Wand und übermale es wieder», sagt sie. So entstehe Neues. In ihrem Atelier in der Alten Bürsti in Oberentfelden finden auch Malkurse statt, die sie aber nicht ausschreibt, sondern die sich einfach so über Anfragen ergeben.
«Es ist immer schön und ist mit einem Kaffee am Morgen und einem Apéro am Mittag verbunden. Ich bin hier in der Bürsti schon als Apéro-Künstlerin bekannt, dabei mag ich nicht mal Prosecco», sagt sie und lacht.
Es sei die aufkommende Lebensfreude, die sie in den Kursen besonders schätze. Und: «Wenn ich anderen die Technik vermittle, dann lerne ich immer auch dazu.» Grosszügigkeit sei ihr wichtig im Leben und das Malen für sie ein Ausgleich und eine Bereicherung.
Spezielle Wünsche der Teilnehmenden, etwa die Nachbildung eines Werkes von Giacometti, finden bei ihr Gehör. «Bei mir lief auch schon mal ein Mann am Ende des Malkurses mit den Schuhen über das eigene Bild», erzählt sie. Danach habe er ihr gesagt, wie gut das ihm getan habe.
Auch sie hatte zu Beginn ihrer Karriere einen Malkurs bei einem Profi besucht. «Er sagte mir damals, dass ich meinen Weg in der Kunst schon längst gefunden habe und er mir nicht mehr viel zeigen könnte», erinnert sie sich.
Ihr Erfolg gibt dem recht: Unzählige Werke hat Ursula Peyer schon verkauft. Sie vergibt ihre Kunst immer zuerst für einen Monat als Leihgabe. Wenn es dann der Person immer noch passt, erst dann verkaufe sie es. Es kam noch nie eines zurück, wie sie sagt.
Vor 21 Jahren hatte sie ihre erste Ausstellung. Für das bevorstehende Gemeinschaftsprojekt in Muhen wurde sie angefragt. Gemeinsam mit Zita Rey, die ihre Figuren ausstellt, hatte sie schon viele Ausstellungen in Muhen und in der Region verwirklicht.
«Wir Kunstschaffenden kennen uns fast alle untereinander», sagt Peyer. Auch Helen Kaufmann, die eher Tiermotive in ihrer Kunst einfliessen lässt, oder Claudia Möri, die auf Fotografie setzt, kenne sie gut. Sie sagt: «Wir sind eine tolle Gruppe, die ausstellt.»